Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Verständliche Antwort, aber...

Jens, Tuesday, 03.12.2002, 18:54 (vor 8015 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Verständliche Antwort, aber... von Garfield am 03. Dezember 2002 14:23:34:

Hallo

Wehrpflicht hin oder her, kommen wir mal zum DDR-Thema:

Jens, Wirtschaftsfachleute schätzen, daß die Öffnung des Marktes im Osten in der westdeutschen Wirtschaft zwischen 1,4 und 1,9 Millionen Arbeitsplätze GESCHAFFEN hat! Ohne die Wiedervereinigung wäre im Westen die Krise schon früher sehr viel härter ausgefallen. Denk nur mal an die durch die Öffnung des ostdeutschen Marktes deutlich gestiegenen Absätze der Auto-Hersteller! Im Osten sind dafür natürlich entsprechend viele Leute arbeitslos geworden.

Im östlichen Teil gibt/gab es bis zu 20% Arbeitslose. Die Frage, die sich hier stellt warum? Antwort:
1.) keine Firma war dort auch nur ansatzweise in der Lage, Produkte herzustellen, die auf dem Weltmarkt eine Chance hatten.
2.) Leute wurde übermäßig eingestellt - ganz nach dem Motto: wir, in der DDR, haben keine Arbeitslosen.

Tatsächlich lag die DDR in wirtschaftlicher Hinsicht auf jeden Fall hinter Großbritannien, und das nach einigen Berechnungsmethoden (es ist ja nicht einfach, so unterschiedliche Wirtschaftssysteme korrekt zu vergleichen) sogar mit sehr geringem Abstand. Es gab eine ganze Menge kapitalistische Staaten, deren Wirtschaft 1990 wesentlich schwächer war als die der DDR. Trotzdem redet da auf einmal niemand davon, daß diese Staaten total am Ende gewesen wären oder daß sie der Beweis dafür wären, daß der Kapitalismus nicht funktionieren könne. Alle diese Staaten existieren auch noch heute.

1.) es gab in der DDR keine Kanalisation, keine Kläranlagen (das meiste ist in einer Sickergrube ins Grundwasser gegangen - das bei jedem Haus)
2.) kein richtiges ausgebautes Telefonnetz
3.) Wenn Hitler keine Autobahnen gebaut hätte, hätte die DDR nur halb so viele davon
4.) 90% der Straßen, Häuser und Schienenwege waren sanierungsbedürftig.

Unter dem Strich gesehen, hatte dieses Land eine Wirtschaftskraft von nahezu Null (fast alle Firmen und deren Geräte unbrauchbar auf dem Weltmarkt), und was die pro-Kopf Verschuldung angeht: keine Wunder, dass dort keine herrscht, wenn keine öffentlichen Gelder dafür verwendet wurden, die Infrastruktur auszubauen.

Auch modern ausgestattete ostdeutsche Betriebe wurden für symbolische Kaufpreise von 1 DM an westliche Unternehmen verschenkt, teilweise sogar an Immobilien-Unternehmen, bei denen von vorneherein völlig klar war, daß die nur an den Gründstücken und Gebäuden interessiert sind und nicht die Absicht haben, die Produktion weiter zu führen. Wirtschaftsfachleute haben vor der Wiedervereinigung zu verschiedenen Maßnahmen geraten, um den ostdeutschen Betrieben den Übergang zur Marktwirtschaft überhaupt erst zu ermöglichen. Nichts davon hat die Kohl-Regierung für nötig gehalten. Das hätte ja den Interessen der Großkonzerne widersprochen. Wie fatal sich das ausgewirkt hat, erkennt man, wenn man die Entwicklung in anderen ehemaligen Ostblockstaaten wie beispielsweise Polen oder der Tschechei mit der Entwicklung von Ostdeutschland seit 1990 vergleicht. Die Verwüstungen durch die verfehlte Privatisierung der ostdeutschen Wirtschaft waren verheerender als die Zerstörungen durch den zweiten Weltkrieg.

Naja, ganz so ist das nicht. Wären die Firmen wirklich so hochmodern, hätte man die Produktion aufrechterhalten, wobei deren Produkte dann verkauft worden wären. Ist aber anscheinend nicht der Fall gewesen. Fast jeder dieser Betriebe benötigte eine grundlegende Sanierung. Jenoptik z.B. hat das gemacht und der Betrieb lief gut, wobei dort es schon relativ modern war.

Wenn Rohwedder sein Konzept hätte verwirklichen können, dann hätte die Wirtschaft im Westen wesentlich weniger von der deutschen Vereinigung profitiert. Dafür wäre aber im Osten nicht soviel zerstört worden. Und es hätte deutlich weniger Folgekosten gegeben.

Was war den das Konzept von Rohwedder genau?

Fatal waren auch diverse Steuerabschreibungsmöglichkeiten, Fördermittel und ähnliche Vergünstigungen, die im Zuge der Wiedervereinigung eingeführt wurden, vor allem Großkonzernen zugute kamen und nicht nur kaum positive Effekte für die ostdeutsche Wirtschaft hatten, sondern sogar noch gewaltige Löcher in die Staatskassen gerissen haben, die nun durch Zinsen immer weiter aufklaffen.

Das mag sein.

Interessant ist in dem Zusammenhang auch die Tatsache, daß die DDR 1990 auch noch eine deutlich niedrigere Staatsverschuldung hatte als die Bundesrepublik. Und zwar auch pro Kopf gerechnet! Die Staatsverschuldung ist seitdem noch weiter angestiegen, und dazu hat die Kohl-Regierung noch mehr beigetragen als jetzt die rot/grüne Regierung.

Das stimmt nicht. Du hast den von mir verlinkten Artikel nicht durchgelesen.

Und wie, bitteschön, kommst du nun darauf, daß eine Partei wie die CDU, die so verheerende Fehler zu verantworten hat, uns nun auf einmal aus der Krise helfen könnte?

Die SPD ist - wie man sieht - dazu noch weniger in der Lage. Wie bereits gesagt. 1998 ist die Neuverschuldung wieder gesunken. Durch die SPD hat sie sich nun 2002 fast wieder verdoppelt.

Einen kommentar noch zur "sozialen Gerechtigkeit" und der Luxushotelkette. Wenn die Luxushotelkette ständig expandiert und dabei fast seine ganzen Gewinn dafür ausgibt, ist die Unternehmensbilanz steuerlich gesehen null. So zahlt er auch keine Steuern. Dafür trägt er auch das Risiko und ermöglicht vielen Menschen Arbeit.
Diese Möglichkeiten hat der Mittelstand nicht. Deshalb trägt er die Hauptsteuerlast. Viele Ärzte und Rechtsanwälte oder ähnliches zahlen allein 50% Einkommensteuer, hinzukommen dann noch Krankenversicherung, Rentenbeiträgt und Pflegeverischerung. Unter dem Strich bleibt wenig übrig. Kein Wunder, daß 80% der Steuerlast von 20% der Beitragszahler getragen wird. Das war unter Kohl so und ist auch unter Schröder so - nur das Schröder jetzt darauf hinweist und sagt: wir haben soziale Gerechtigkeit.
Nebenbei gesagt verdient hingegen ein Bundestagsabgeordneter mit 6852 EURO ganz gut. Und ist dieser Alleinverdiene zahlt er im Jahr sage und schreibe etwas mehr als 9000 Euro - noch nicht mal 10%. Rentenbeitrag zahlen sie auch nicht, kein Beamter zahlt eine müde Mark Rentenbeitrag. Trotzdem bekommt ein Politiker wie z.B. Hans Eichel eine Rentenvergütung, wie ein Mensch, der schon im 16. Jahrhundert angefangen hat zu arbeiten und in die Rentenkasse gezahlt hat. Schröder ändert das nicht - aber er setzt immerhin eine tolle "Null-Runde" ein, was die Erhöhung der Diäten auf über 7000 Euro verhindert - WAHNSINN. Er ist genauso ein geldgeiles Würstchen! Nur hat er wesentlich weniger Kompetenzen als die CDU. Unter der SPD: eine Erhöhung nach der anderen: nicht nur Steuern sondern auch Krankenkassenbeiträge. Irgendwann muß doch dem letzten Penner aufgefallen sein, daß das System langsam am Scheitern ist - von wegen die Renten sind "sicher". Das ist ein Heuler! Und über aussage: "Wer Silvester genug zum böllern hat, kann auch mehr Steuern zahlen" kann man nur lachen. In den nächsten vier jahren wird man sich noch umschauen, wieviele Leute arbeitslos werden, weil zu wenig gekauft wird. Das tolle ist nur: dank Schröder werden sie alle aus der Statistik genommen - dieses Lügenpack!

Jens

Verdienst eines Bundestagsabgeordneten


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