Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Menschenrechte / Manifeminismus / Politik

Sven ⌂, Wolfsburg, Saturday, 08.01.2011, 12:40 (vor 5046 Tagen) @ Informator

Hallo Trel,

Das ist aber nicht der Weisheit letzter Schluß. Es gibt ja andere
Länder, die ebenfalls die Menschenrechte einigermaßen respektieren, ohne
daß die feministische Schraubzwinge dermaßen um sich greift.

Freilich. Das liegt aber auch daran, dass die rechtliche Ausgestaltung bei einem gewissen Entwicklungsgrad belassen wurde. Es gibt auf der anderen Seite auch Länder wie Schweden, die deutlich gravierendere Schraubzwingen betreiben. Ursache ist jedoch hier wie dort fehlende männliche Gegenwehr als Korrektiv, schlimmer noch, die Männer haben ihre Entrechtung höchstselbst vorangetrieben.

Außerdem
sind die Menschenrechte in ihrer jetzigen Form an sich schon nicht ganz
unproblematisch. Es gibt seriöse Kritik. Das sollte gesondert diskutiert
werden.

Dem stimme ich zu.

Einzelne Artikel wie "Das ist Maskulismus!" können und sollen nicht die
ganze Problematik aufrollen. Mir ging es zunächst einmal um ein Korrektiv
gegen das. was ich hier, mit Bezug auf Manifold, polemisch einmal
Manifeminismus nennen möchte. Manifolds Vorgehen ist
seinerseits auf Diskurshoheit ausgerichtet, und dabei ebenso vereinfachend
wie aggressiv. Dem wollte ich ein Korrektiv entgegensetzen.

Es lässt sich schon seit einiger Zeit beobachten, dass einzelne Strömungen der Männerbewegung Diskurshoheit erlangen möchten, wobei ich hier keinen benennen könnte oder wollte, der damit anfing. Es ist gleichwohl eine natürliche Entwicklung, da der Maskulismus immer größér wird, aber nie homogen war. Ob man sich den Diskurs vorschreiben lassen möchte, ist indes immer noch eine persönliche Angelegenheit.

Auch mit der vermeintlich klärenden Unterscheidung von
"Gleichberechtigung" und "Gleichstellung" kommen wir nicht viel weiter.
Beide Begriffe sind ziemlich abstrakt und anfechtbar. Wir hatten ja in
diesem Forum schon umfangreiche Diskussionen darüber, ohne zu einem
allseits befriedigenden Ergebnis zu gelangen.

Die Gleichberechtigung ist aufgrund gesetzlicher Grundlagen überaus konkret. Über die Gleichstellung lässt sich freilich abseits ihres intentiven Charakters nicht viel aussagen, allerdings ist dieser ausreichend, um sie von der Gleichberechtigung abzugrenzen.

Schließlich möchte ich zu bedenken geben, daß die Idee der
Gleichberechtigung ein spätes Produkt in der menschlichen Kulturgeschichte
ist, und es keinen Beweis dafür gibt, daß es auf der Erde seitdem
friedlicher zugehe. Die Welt (die physische und die transzendente) ist
eindeutig hierarchisch gestaltet. Wir können sie nicht verbessern, indem
wir Prinzipien hinzufügen, die nicht in ihr selbst angelegt sind.

Das ist grundsätzlich richtig. Zwar ist die Welt zumindest in der westlichen Zivilisation eine friedvollere, doch ob dies kausal an den Menschenrechten liegt, ist zweifelhaft. Sie sind ein humanistisches Ideal und bisweilen auch ein Ersatz für moralische und ethische Vorherrschaft qua Religion. Andererseits verhindern sie aber auch keine Hierarchien, sondern legen lediglich einen Mindestwert fest. Ob dieser Mindestwert gehalten werden kann, wird sich erst in entsprechenden Krisen zeigen, von denen es seit Ratifizierung der Menschenrechte zumindest in der westlichen Welt noch keine gegeben hat.

Gleichwohl sind es eben jene Menschenrechte, weswegen sich einige wenige betuchte Väter ihr Recht auf Vaterschaft in Straßburg haben erstreiten können.
Einen Teilerfolg kann man ihnen daher schon heute nicht streitig machen.

Gleichberechtigung als Idee entspricht in ihrem Wert etwa dem "Kindeswohl"
in der Familienrechtsprechung: Man kommt besser ohne das aus. Es gibt
Worte, die verschleiern eine Lüge, freundlicher gesagt: ein nicht
ausdiskutiertes Problem.

Dem möchte ich widersprechen. Denn während die Gleichberechtigung überaus konkret formuliert ist, dürfte das "Kindeswohl" wohl der undefinierteste Rechtsbegriff oder lax ausgedrückt, die beliebteste Richterausrede für einen Verfahrensabschluss sein. Diese beiden Begriffe will ich nicht auf eine Stufe gestellt wissen. Dass man ohne die menschenrechtliche Auslegung der Gleichberechtigung besser auskäme, widerlegen schon die historischen Ereignisse, in denen Menschen wegen des Fehlens derselben leiden mussten. Abermals jedoch: Ihr Wert in einer Kriegssituation wird sich erst noch beweisen müssen.

Derlei ist freilich aber obsolet, solange als Gleichberechtigung jeweils das verkauft wird, was der jeweiligen Gruppierung in ihr Weltbild passt. Womit wir dann auch wieder bei den seit Äonen wiedergekäuten Feindbildern in diesem Forum wären...

Gruß,

Sven


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