Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Aus hinreichender Entfernung

Chato, Sunday, 30.03.2008, 00:21 (vor 6131 Tagen) @ nxj
bearbeitet von Chato, Sunday, 30.03.2008, 00:27

Ob Christus oder Weltgeist - mir ist es egal auf welches höhere Wesen
dieser oder jener seine höchstpersönliche Verantwortung abladen will.

Ich habe hier immer wieder - zuletzt, sogar mehrfach, im gegenwärtigen Strang (z.B. hier) - sauber darzulegen versucht, wieso Gott für den Menschen zwingend erforderlich sei, um seine "höchstpersönliche Verantwortung" wahrnehmen zu können. Das Abwälzen der Verantwortung ist doch gerade keine Konsequenz des Gottglaubens, sondern ganz im Gegenteil die unausweichliche Folge der Gottlosigkeit. Dafür habe ich, nicht zum erstenmal, Argumente vorgebracht. Welchen Rang hat denn eine "Meinung" gegenüber Argumenten?

Die zwar altbekannte, aber von keinerlei Kenntnissen oder tieferen Überlegungen verunreinigte Atheistenkritik, der Glaubende wälze bequem seine Verantwortung "nach oben" ab, verfehlt vollkommen die Wirklichkeit. Verantwortung setzt ausdrücklich Personalität und Rechenschaft voraus. Beides ist letztlich nur religiös zu begründen. Und so sind denn auch ausgerechnet die atheistischen Ideologien, die dies explizit "abgeschafft" haben, um dadurch alles auf der Welt zu "verbessern", am Ende immer im Kollektivismus geendet - also in der Verantwortungslosigkeit schlechthin (ich kenne nicht eine einzige Ausnahme!).

Nimm auch du das Folgende bitte nicht persönlich, aber die eben bezeichnete Behauptung, die von dir hier wieder vorgetragen wurde, zeugt nicht von Kenntnis und gedanklicher Tiefe, sondern sie ist ideologisch, oberflächlich und apologetisch. Sie stellt einen nachgerade irrationalen Aberglauben dar und tut genau das, was sie immer fälschlich über Gottgläubige behauptet: sie wälzt die "höchstpersönliche Verantwortung" für die Konsequenzen der eigenen Überzeugungen auf andere ab - nicht auf Gott natürlich, denn an den glauben sie ja gerade deswegen nicht, weil das bei ihm eben nicht möglich wäre, sondern ausgerechnet auf die, die an Gott glauben und somit im steten Bewußtsein einer persönlichen Letztverantwortung für die eigenen Gedanken, Worte, Werke und Unterlassungen leben. Genau das aber ist es doch gerade, was für Atheisten immer so besonders "abschreckend" ist am christlichen Glauben! Der Comic-Score dieser Totalverkennung der Wirklichkeit, wie er speziell in dieser Projektion zum Ausdruck kommt, ist fürwahr verblüffend hoch und für mich immer wieder sehr erheiternd.

Um es mal ganz platt und linear auf den hiesigen Punkt zu bringen: Wer ist denn für all die ausweglose Scheiße verantwortlich, über die wir hier dauernd diskutieren? Die Christen? Oder die, die immerzu eine "bessere Welt ohne Gott" versprochen hatten? Da darf man sie doch wohl mal gelegentlich fragen, wo sie denn nun geblieben ist, ihre "bessere Welt", und auf die fällige Übernahme der "höchstpersönliche Verantwortung" pochen, oder nicht? Allerdings ist das so gut wie immer vergeblich. Sie übernehmen sie einfach nicht, sondern es sind grundsätzlich "die Anderen", die an all ihrem Elend schuld sind. Wie gesagt: alles sehr erheiternd.

Christ sein bedeutet, nüchtern und realistisch in dieser Welt zu leben.


Mit dieser Einstellung stehst Du aber ziemlich einsam da, oder ;-) ?

Nö, überhaupt nicht. Es gibt über 1 Milliarde Katholiken auf der Welt. Selbst wenn die allesamt nicht nüchtern und realistisch in dieser Welt leben wollten, was nicht der Fall ist, bliebe den Allermeisten von ihnen überhaupt nichts anderes übrig, denn wer nicht ideologisch, sondern personal und in bewußter Verantwortung vor Gott sein Leben lebt, also kein Kollektivist, sondern gläubig ist, kann überhaupt nur nüchtern und realistisch in dieser Welt überleben. Wieder sehe ich die o.a. Projektion am Werke: man sieht das, was man bei sich selbst partout nicht wahrhaben möchte, weil die Wahrnehmung der eigenen ideologischen Verblendung sehr lästig und schmerzhaft wäre, bei denen am wirken, auf die es üblicherweise am allerwenigsten zutrifft. Auf diesem Wege sind die Juden übrigens zu ihrer "Geldgier" gekommen - messerscharf diagnostiziert von lauter Leuten, denen Geld selbstverständlich weniger als Dreck bedeutet hat, weswegen sie um seinetwillen niemals nie nicht des Neides fähig gewesen wären. Alles sehr einleuchtend und im Prinzip immer dasselbe... :-)

Christen sind nicht die, die nicht sündigen, sondern die, die das wissen und das Beste daraus zu machen versuchen.


Und diese Ansicht hat, soweit ich das beurteilen kann, heutzutage auch einen Stich in unpopuläre ...

Nun, es ist katholische Glaubenslehre. Die "Verlutherung" speziell im deutschen Sprachraum weicht das zwar zum Teil auf, ja, aber gar so unpopulär ist mein "Stich" denn doch wieder nicht. Es gibt schon noch eine Menge Katholiken, die tatsächlich welche sind. Freilich kommen die meistens nicht im Fernsehen. Da nimmt man dann eher die bekannten Gesichter vom "Zentralkomitee" - eine politische Laienorganisation, die sich üblicherweise v.a. mit ihrer "Kirchenkritik" hervortut, was den Medien natürlich immer ausnehmend gut gefällt.

Freundlicher Gruß
vom Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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