Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ansprüche der Frauen an den (modernen?) Mann

Arkander, Saturday, 27.05.2006, 01:55 (vor 6554 Tagen)

Der folgende Artikel stammt aus der Zeitschrift "Matador" und bringt wunderbar die Absurdität des modernen Femiwahns zum Ausdruck.

Es war der Typ mit der Zeitung, der das Fass zum Überlaufen brachte. Bis zu diesem Zeitpunkt verbrachten Sarah und ich bei unserem ersten Date einen wunderbaren Sonntag in Hamburg, und er hatte mich auch nur unwesentlich mehr gekostet als eine Woche Wintersport in Zermatt. Erst waren Sarah und ich auf einen Flohmarkt herumgeschlendert und entdeckten einen hübschen Parfümflakon, der in Zukunft ihr Bad verschönern wird. Anschließend sahen wir uns Frühstück bei Tiffany in der Nachmittagsvorstellung eines Programmkinos an, schauten in einem Café vorbei und entschlossen uns nach einem Spaziergang um die Alster schließlich, bei einem angesagten Franzosen in der Speicherstadt noch eine Kleinigkeit zu essen. Auch der Absacker in der Bar eines First-Class-Hotels lief so weit ganz okay, bis, ja bis dieser Zeitungsverkäufer auftauchte. Sarah griff reflexartig nach einem Exemplar der Abendausgabe und drehte sich zur Seite, vertieft in die Schlagzeilen des Blattes. Der Zeitungsverkäufer verschwendete keine Zeit damit, sie zu fragen, ob sie nicht vielleicht noch bezahlen wolle, bevor sie sich an die Lektüre machte. Er wandte sich mit seiner ausgestreckten Hand direkt an mich.
Ich schaute erst ihn, dann sie entgeistert an. Bislang hatte ich brav für alles mein Portmonee gezückt und geblecht. Unwillkürlich erinnerte ich mich an eine Umfrage, die ich kürzlich entdeckt hatte. Danach erwarteten 75 Prozent aller Frauen schon beim ersten Date das ganze Programm: Tür aufhalten, Rechnungen übernehmen und am nächsten Tag möglichst eine aufmerksame SMS oder gleich einen Strauß Blumen ins Büro. Das hatte ich in der Elle gelesen. Zufällig natürlich. Doch man muss nicht mal die Zentralorgane weiblicher Befindlichkeit in die Hand nehmen, um zu wissen, was Frauen in Deutschland von Männern verlangen. Und das endet keineswegs bei vergleichsweise harmlosen Dating-Gesetzen. So hat das Meinungsforschungsinstitut Emnid herausgefunden, dass 70 Prozent aller Frauen zwischen 14 und 29 Jahren von ihrem Partner erwarten, dass er in der Lage sein sollte, den Unterhalt für beide alleine zu stemmen. Es geht weiter: Immerhin 53 Prozent sagen frei heraus, was der Rest sich nur zu denken traut: Für die Partnerschaft kommt nur ein erfolgreicher Mann in Frage, und zwar einer mit - jetzt kommt's - "Siegeswillen".
Es soll Männer geben, die nicht ganz sicher sind, ob es zur Grundausstattung eines Versicherungsvertreters, Barkeepers oder Software-Entwicklers gehört, stets und ständig Siegeswillen auszustrahlen, und wie sich so etwas im täglichen Miteinander mit dem anderen Geschlecht bemerkbar macht. Das wissen die meisten Frauen aber scheinbar auch nicht so genau. Peantus aber im Vergleich zu folgendem Problem: 66 Prozent aller von Emnid befragten Damen hätten gern gleichzeitig einen Herrn zu ihrer Seite, der seinen Job zu Gunsten der Familie hinten anstellt. Wir resümieren: erfolgreich, voller Testosteron, aber auch mit viel Freizeit? Scheint so, als ob zwei Drittel aller Frauen in Deutschland gern die Schnittmenge aus Bill Gates und Johnny Depp daten würden. Man könnte diese absurd klingenden Zahlenspielchen natürlich ignorieren. Man könnte, wenn diese Frauen, die Emnid da befragt hat, nicht immer wieder und manchmal auch sehr plötzlich aus der bequemen Anonymität der Marktforschung heraustreten und tatsächlich in unserem eigenen Leben aufschlagen würden. Wie Sarah eben. Der Zeitungsverkäufer stand noch immer neben mir und hielt schweigsam die Hand auf. Das war nicht sein Fehler. Offenbar hatte der gute Mann in der Vergangenheit gelernt, dass selbst bei Handelabschlüssen von Frauen stets der männliche Begleiter die Zeche zahlt. Ich zögerte einen Moment, schließlich: Wer bin ich, dass ich bewährte Traditionen in Frage stelle...Doch so ein ganztägiges Date am Wochendende hinterlässt auch bei einem prinzipiell großzügigen Menschen wie mir seine Spuren. Nicht ein Mal hatte meine durchaus charmante, formschöne und eloquente Begleiterin auch nur den Versuch simuliert, ihr sündteures Mandarina-Duck-Täschchen zu öffnen, um darin nach ihrer Geldbörse zu suchen. Nich ein Mal. Flohmarkt, Kino, Kuchen, Dinner und zuletzt der Cocktail - selbstverständlich hat der Herr gezahlt. Zähneknirschend. Ich bin kein Geizkragen. Überhaupt nicht. Und es geht auch nicht um 50 Cent. Hier geht es gar nicht um Geld. Hier geht es um Respekt, Stolz und die Frage, ob wir mit dem Y-Chromosom auch gleichzeitig ein Tatoo auf die Stirn geritzt bekommen haben, auf der nur für Frauen gut leserlich "Goldesel" steht - Betonung auf Esel. Ich denke nein!
Also machte ich meinen Mund auf: "Hast du dein Taschengeld etwa schon verprasst?" Sarah schaute mich verständnislos an. "Na, hast du kein Geld dabei?", hakte ich nach, "oder glaubst du, die verschenken ihr Blättchen neuerdings an besonders hübsche Leserinnen?" Zugegeben, das war vielleicht ein bisschen unhöflich. Sarahs Blick vereiste blitzartig: "Du willst hier nicht wirklich wegen 50 Cent eine Szene machen und den schönen Abend ruinieren", fragte sie tonlos, "so hätte ich dich nicht eingeschätzt."
Das wiederum glaubte ich ihr auf Anhieb. Sarah gehört nämlich ganz augenscheinlich zu den Frauen, die von Emnid interviewt worden sind. Zu diesen aufgeklärten Geschöpfen, die im Job auf der linken Bahn Karriere gemacht haben und die ganze Welt um sich herum als wohlfeiles Serviceangebot begreifen, uns Männer inklusive. In Sex & the City wäre sie nicht fehlbesetzt gewesen, und von von Desperate Housewives ist sie noch Lichtjahre entfernt. Eine dankbare Trophäe für Männer also, die sich mit ihren Ansprüchen arrangieren. Frauen wie Sarah wissen genau, was sie von Männern erwarten. Eine ganze Menge nämlich. Aber sind wir Männer gut beraten, wirklich alle diese Erwartungen auch zu erfüllen?
"Es ist doch so...", sage ich zu meinem neuen Freund Max, der in der Bar auf der anderen Seite der Theke steht und sich um meinen Getränkenachschub kümmert: "Was tun die Frauen eigentlich für uns?" Max zuckt mit den Schultern. Er schweigt. Gute Antwort. Sarah sitzt längst im Taxi. Die Zeitungskrise hat sie daran erinnert, dass der Schlaf vor Mitternacht der gesündeste ist. Ich habe ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass ich nicht alle ihre Spielchen mitmache und bin noch geblieben. Denn ich will heute mal kein "neuer Mann" sein, diese Witzfigur, die von sämtlichen Frauenzeitschriften erfunden worden ist und die sich müht, Männer zu wachsweichen Projektionsflächen weiblicher Dominanzfantasien zu machen.


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