Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ansprüche der Frauen an den (modernen?) Mann

Maesi, Wednesday, 31.05.2006, 00:22 (vor 6550 Tagen) @ susu

Hallo susu

Nun susu, es besteht ein grosser Unterschied zwischen "ein Bier zahlen"
und "eine Familie allein ( materiell ) versorgen".
Wenns ums Eingemachte geht, dann wird Frau "Progressiv" ganz schnell
wieder bürgerlich. Die Tussen kenn ich zur genüge. Zusammen essen gehen
und getrennte Kasse, klar, oder sogar mal zahlen. Aber Quoten werden

dann

doch gefordert.


Kenn ich so nicht. Wobei das ein Spezifikum meines Umfeldes sein mag, was
aber auch daran liegt, daß ich mit Leuten die eine
Vollversorgungsmentalität an den Tag legen nicht viel anfangen kann. Und
das ist eben auch mein familiäres Umfeld, meine Mutter ist eine 68
Feministin und arbeitet. Mein Vater ist Hausmann. Meine Schwester ist
wieder Single, nachdem sich ihr letzter Feund von ihr getrennt hat (auch
der wurde von ihr finanziell versorgt. Trennungsgrund war das er mit
Deutschland nicht klar kam und nach Finnland zurückging).

Dabei handelt es sich um eine anekdotische Beschreibung (D)eines Einzelschicksals; fuer die soziale Realitaet aus wissenschaftlicher Sicht fast voellig belanglos. Als angehender Akademiker solltest Du das eigentlich wissen. Hingegen funktioniert die Mehrheit der Familien noch immer nach einem traditionellen Modell, und im Verbund damit sorgt das geltende Unterhaltsrecht dafuer, dass es so bleibt.

Gerade bei der Befreiung der Frauen von den 'Fesseln der Mutterschaft' sind die Feministen vollstaendig gescheitert. Opportunistische Feministen (v.a. innerhalb des Staatsfeminismus) haben aus diesem Scheitern gelernt und ueben sich schon lange in einer das Kind-gehoert-zur-Mutter-Rhetorik und zelebrieren einen penetranten Hausfrauenkult.

Ein Blick in das Parteiprogramm der 'Feministischen Partei DIE FRAUEN' (http://www.feministischepartei.de/progra-d.htm) bestaetigt diese meine Einschaetzung:

'[?]Wir (die 'Feministische Partei DIE FRAUEN') wollen also Arbeit, die heute unbezahlt von Frauen im Rahmen ihrer familiaeren Arbeit geleistet wird, zu wesentlichen Teilen in die Erwerbsarbeit integrieren, wobei die existenzsichernde Bezahlung dieser Arbeit unabdingbar ist. Dazu notwendig ist eine grundlegende Neubewertung von Arbeit bei gleichzeitiger drastischer Umverteilung von Einkommen, damit sich diejenigen, die die Versorgungs- und Pflegearbeit brauchen, sich diese auch leisten koennen. Wir streben also eine weitgehende Neuorientierung des Arbeitens und Wirtschaftens auf die lebensfoerdernden Bereiche an. Dies beinhaltet auch eine Neudefinition von Wohlstand bzw. Lebensqualitaet, die sich nicht primaer am Besitz von materiellen Guetern orientiert, sondern auch immaterielle Aspekte einbezieht. Dazu ein Beispiel: Es ist heute ungleich einfacher, an den modernen Formen der Telekommunikation teilzunehmen (Handy, Fax, Anrufbeantworter), als ein Kind acht Stunden lang gut unterzubringen.

Die so neu geschaffene Erwerbsarbeit wird vermutlich zum grossen Teil Frauen zugute kommen. Das heisst nicht, dass die Feministische Partei Frauen auf die versorgenden und pflegenden Taetigkeiten festlegen will. Wir wollen nur, dass Frauen das, was sie heute unbezahlt tun, zum Teil gut bezahlt tun koennen. Darueber hinaus muessen Maenner allerdings vor allem am unbezahlten Teil der Haus-, Versorgungs- und Pflegearbeit beteiligt werden.[?]'

Es geht also um eine Konversion von unentgeltlicher Familienarbeit in (staatlich?) bezahlte Arbeit; finanziert werden soll das durch eine pekuniaere Umverteilung. Grundlage dieser Forderung ist natuerlich die Einsicht, dass Frauen sich 'ihre' Kinder - allen propagierten feministischen Idealvorstellungen zum Trotz - bislang nicht wegnehmen liessen. Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet eben zum Berg gehen: ergo wandelt man kurzerhand die bislang feministischerseits als frauenunterdrueckend empfundene 'Familienarbeit' in bezahlte Erwerbsarbeit um, und schon hat sich der Widerspruch zwischen feministischen Idealvorstellungen und der gelebten 'patriarchalen' Wirklichkeit auf wundersame Weise aufgeloest. Die Frauen waeren dann zwar noch immer an ihre 'Kinder gekettet', wuerden dafuer aber wenigstens bezahlt durch eine Art Hausfrauenlohn.

Das Parteiprogramm zeigt uebrigens sehr deutlich die Affinitaet von Feministen zu sozialistischem Gedankengut. Ueberall darin wird der Umverteilung das Wort gesprochen; dass damit de facto auch ein (sozialistisches) Zwangssystem installiert wird, wird natuerlich schamhaft verschwiegen. Denn wo jemand einen Anspruch auf Kohle geltend machen kann, muss ja auch jemand sein, der diese Ansprueche befriedigt; und da niemand freiwillig zuviel Geld bezahlt, muss man die Anspruchsbefriediger in irgendeiner Form zu Zahlungen zwingen (meist ueber die Steuern). Wie man mit allfaelligen 'Abweichlern' umgehen will, die sich diesen Umverteilungsmassnahmen widersetzen, bleibt weitestgehend offen. Interessant ist ausserdem der Satz 'Darueber hinaus muessen Maenner allerdings vor allem am unbezahlten Teil der Haus-, Versorgungs- und Pflegearbeit beteiligt werden'; wie das in der Realitaet umgesetzt werden soll (z.B. durch obrigkeitlich angeordnete und kontrollierte Hausarbeit fuer Maenner, wie sie den Gruenen schon mal vorschwebte), bleibt ebenfalls offen, da Maenner kurzerhand mittels Totalverweigerung (also gezieltem Zeugungsstreik) diesbezueglichen Massnahmen jegliche Grundlage entziehen koennten.

Auch im politisch viel bedeutenderen Staatsfeminismus buerokratischer Praegung ist diese Umverteilungsmentalitaet auf Schritt und Tritt manifest; bloss wird sie einfach in (Frauen-)Hilfs- und Foerdermassnahmen gekleidet. Das Herzstueck der als ausuferndes Buendel von Hilfs- und Foerdermassnahmen daherkommenden Umverteilungsdoktrin wird in Zukunft zweifellos Gender Mainstreaming sein, welches ja als 'Querschnittsaufgabe in ALLEN oeffentlich relevanten Bereichen' angesehen wird und zwangslaeufig dementsprechend umfangreich und einschneidend fuer die Buerger sein wird.

Kratz ein bisschen an der Oberfläche, und die alte Mutti aus den
Fünfzigern, mit ein bisschen feministischer Rhetorik, kommt hervor.


Ich mache das "feministisch" an Taten und nicht an Worten fest.

Tatsaechlich? In der Realitaet verhalten sich die unterhaltsbeanspruchenden Muetter jedoch grossmehrheitlich anders. Vielleicht solltest Du vor den 'Taten der Mehrheit' nicht die Augen verschliessen, dann klappt das auch mit dem 'Festmachen an Taten anstatt Worten'; ansonsten wirkst Du mit Deiner Ausnahmesituation einfach nur als Exot.


Gruss

Maesi


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