Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wir brauchen keinen Heiratszwang, sondern Anthroposophie

Thomas Lentze, Sunday, 28.05.2006, 17:59 (vor 6553 Tagen) @ Christine

Viele wehren sich hier zu> Recht gegen die Zwänge, die uns der Gesetzgeber in allen Bereichen des

Lebens aufzwingt, aber in einer Beziehung/Ehe soll er auf einmal gut sein?
Das muß man nicht verstehen, oder?

Gruß - Christine


Hallo Christine !

Auch ich wehre mich gegen die Zwänge der Stäätin. Natürlich soll niemand gesetzlich zwangsverheiratet werden. Im Falle des erwähnten Pfarrers und Sozialreformers - sein Name ist Oberlin - war es der "Zwang" gewisser naher Angehöriger (insbesondere einer Frau, glaub ich), die ihn gut kannten und wohl auch inspiriert waren. Ich denke, es war eine Gemeinschaft, in der ein starkes Karma wirkte. Dieser Eindruck kommt jedenfalls auf, wenn man die Biografie (es gibt deren sogar mehre) über Oberlin liest.

Selbst im Falle der auferlegten Heiraten in Adelskreisen waren es keine gesetzlichen Zwänge, sondern Ergebnisse von Verhandlungen. Da waltete Vernunft. Aber das betraf ja nur einen ganz engen Kreis.

Ein Modell der wirklich staatlich angeordneten Zwangsehe beschreibt Platon in seinem "Staat". Ebenso Thomas Campanella, der später, wenn man R.Steiner glauben darf, als Otto Weiniger reinkarnierte. Das sind - für heutige Verhältnisse - Horrorideen.

Ich kenne die Verhältnisse in gewissen Teilen Afrikas. Eheleute wohnen oft in getrennten Häusern. In den ländlichen, abgelegenen Teilen im Norden Bénins kannte ich Männer, die zahlreiche Frauen hatten, jede in ihrem eigenen Haushalt. Der Gesamthaushalt bildet eine Art Dorf für sich. Eifersucht gibt es nicht. Die diversen Ehefrauen brauchen sich gegenseitig. Das ist übrigens ideal für die Kinderbetreuung.

Was unsere heutigen Verhältnisse betrifft, so müssen ganz neue Ideen ausgearbeitet werden. Erst einmal gilt es, die gegenwärtige Ausgangslage zu beachten, vgl. den betr. Abschnitt in meinem Thesenpapier:

oo Der Ehevertrag ist meist der folgenreichste Vertrag im Leben eines Menschen. Dennoch ist kein anderer Vertrag so defizitiär wie er:
o Jederzeit kann er straflos gebrochen werden.
o Einseitige Kündigungsmöglichkeit ohne jede Begründungspflicht.
o Während seiner Dauer können seine Bedingungen von Staats wegen verändert werden.
o Selbst notariell beglaubigte Vereinbarungen werden von Staats wegen bisweilen nachträglich aufgehoben.

Diese Ausgangslage ist katastrophal. Entweder der Vertrag wird wieder ein Vertrag oder man schafft ihn endgültig ab.

Im Falle Oberlin ist die Liebe nicht aus Zwang erwachsen. Der (familiäre) Zwang hat nur den Rahmen hergestellt, in dem eine Beziehung zustandekam, die schon vorbereitet war. Natürlich besaßen die Ehepartner - d.h. Oberlin und seine Frau - die moralischen Qualitäten, an dieser Liebe zu arbeiten. Da war viel Selbsterziehung im Spiele.

Es müssen - durch Impulse auf kultureller, nicht auf gesetzlicher Ebene - Bedingungen hergestellt werden, welche die Menschen in die Lage versetzt, einander verstärkt zu "erkennen". Warum heißt es in der Bibel: "Und sie erkannten einander", wenn sie sich verbanden ? Eben weil sie sich wirklich kannten, und dies in gewisser Weise erinnerten ! Aber dieses Erkennenkönnen ist heute noch viel wichtiger als früher und muß erübt werden, eben weil Zwänge heute immer mehr durch freie Entscheidungen ersetzt werden oder ersetzt werden müssen. Falsche Gesetze entstehen immer, um ein Defizit an persönlicher Entscheidungsfindung auszugleichen.

Wo diese kulturelle Aufgabe, die der staatlichen Hypertrophie entgegenwirkt und sie in Schach hält, nicht unternommen wird, da entsteht ein Übermaß von Gesetzen; da schlägt die nicht gelebte Freiheit um in Totalitarismus, wie es ihn früher nie gegeben hat und nicht geben konnte. Wir stehen an einem Scheideweg. Es gibt eine Lösung, aber die muß von jedem Einzelnen aufgrund einer selbständigen Entscheidung gefunden werden werden.

Ich gebe zu: das war völlig unzureichend, was ich soeben geschrieben habe. Es bleibt viel zu korrigiern. Aber vorläufige Antworten sind vielleicht besser als gar keine. Wir stehen an einem Neubeginn.

Gruß

T.L.


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