Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Überlegungen einer Feministin

Leah, Thursday, 10.01.2002, 21:40 (vor 8355 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Re: Überlegungen einer Feministin von Jörg am 10. Januar 2002 17:52:04:

Du hast mich ganz offensichtlich mißverstanden. Ich hatte gerade nicht vor zu sagen daß NUR Frauen es schwer haben. Ich weiß sehr wohl daß nicht nur Frauen unter traditionellen Geschlechterrollen zu leiden hatten und haben. Daß es Probleme gibt die hauptsächlich Männer betreffen (genauso wie andere mehr die Frauen) ist mir auch klar.

Mir ist bloß aufgefallen daß hier ziemlich einseitige Beiträge dominieren die durchblicken lassen daß nicht wenige Teilnehmer hier meinen daß Frauen zuviel Macht und Einfluß haben und Männer die ewig geknechteten sind. Dazu wollte ich ein paar Denkanstöße aus meiner Sicht geben. Zum Teil weil meine ganz konkreten Erfahrungen manches mal ganz anders gewesen sind.

Daß Frauen nicht frei von Verantwortung sind ist für mich selbstverständlich. Aber ich sehe schon noch Probleme, besonders in der Arbeitswelt für die ich nicht die Einzelne verantwortlich machen will. Dazu habe ich selbst schon zu viel Scheiße erlebt. Daher auch der Verweis auf die Vergangenheit, denn die ist nicht nur gestern sondern hat eben auch Traditionen mit sich gebracht die sich nicht in Luft auflösen. Übrigens: genauso wie es Frauen gibt die sich zum Opfer machen gibt es auch welche die zum Opfer gemacht werden. Das sollte man nicht gleichsetzen.

Dein Verweis auf Eigenverantwortung von Frauen vor 100 Jahren ist berechtigt aber ab einem gewissen Punkt auch zynisch. Oder kannst Du mir sagen wieviele Möglichkeiten es für eine von Bildung abgeschnittene, finanziell völlig abhängige Frau gab sich damals durchzusetzen, wo sie rechtlich noch nicht mal eine eigene Person war? Es hat, je nach persönlicher Lage immer Spielräume gegeben, klar. Aber die waren für die Mehrheit nicht besonders groß.

Zu Deiner Bemerkung zu den Machtverhältnissen. Meinst Du damit daß Männer sich eben durchgesetzt haben und damit gut? Und Frauen haben eben nichts zu suchen in der Welt da draussen?
Wenn es heute anders ist als damals dann weil es Frauenbewegungen gab die dafür gekämpft haben. Und Männer die dazu lernen. Auch über sich.
Und natürlich werden nicht alle Männer Bundeskanzler sondern nur einer. Aber wenn einer Bundeskanzler wird dann ein Mann. Der Punkt ist nicht daß alle Männer wahnsinnig viel Macht haben. Aber es gibt in unserer Kultur die Angewohnheit, daß Männer die Macht haben sie unter Männern aufteilen. Ich würde mir wünschen daß mehr Männer diese Mechanismen kennen würden um zu verstehen wo die Forderungen nach Frauenrechten mal hergekommen sind. Nicht als persönliches Schuldeingeständis, sondern einfach als Anerkennung daß es so wie es bisher war nicht fair war. Es war für Frauen sehr wichtig zu erkennen daß das Weibchenverhalten (hübsch, dumm, hilflos) ihnen nichts bringt. Nur so haben sie sich verändern können. Genauso sollte man auch als Mann wissen wo wir herkommen und was das für Männer bedeutet, im Guten wie im schlechten.

Die Antwort kann nicht sein alte Hierarchien wieder herbei zu wünschen. Oder ständig einen Wettkampf zu veranstalten, wer denn nun das wahre Opfer ist. Oder sich darauf zu versteifen daß entweder Männer das sagen haben ODER Frauen. Es sollte darum gehen daß jeder Mensch frei ist, auch frei von Erwartungen und Tabus die aufgrund von Geschlecht formuliert werden ohne Rücksicht darauf zu nehmen wie der/die Einzelne selbst ist.


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