Bernhard Lassahn
In meinem Freundeskreis gibt es einen Wolfgang, der einfach „Wolle“ genannt wird. Es gibt noch einen weiteren Wolfgang, den wir ebenfalls „Wolle“ nennen. Um den einen vom anderen zu unterscheiden, musste ein Zusatz her. Der Wolfgang, um den es hier geht, ist politisch interessiert und hatte eine Vergangenheit in der Studentenbewegung, deshalb nennen wir ihn den „politischen Wolle“ – im Unterschied zum „indischen Wolle“ (der zwar kein richtiger Inder ist, aber öfter dahin reist).
Als ich neulich mit dem politischen Wolle einkaufen war, passierte es: Ich griff ahnungslos nach einer Tüte und zuckte zurück, als ich die Aufschrift las. Hä?! Was musste ich da lesen? „Studentenfutter“. STUDENTENFUTTER! Ich legte die Tüte unauffällig wieder zurück. Muss es nicht politisch korrekt „Studierenden-Delikatesse“ heißen?
„Futter“ schrammt vielleicht gerade noch an einem unerlaubten Tiervergleich vorbei, aber „Studenten“ geht gar nicht. In Baden-Württemberg – und nicht nur da – werden deshalb die Studentenwerke in „Studierendenwerke“ umbenannt, wie der ‚Spiegel’ unter der Überschrift „Gender, Gender Geldverschwender“ berichtete; denn so eine Umbenennung kostet pro Hochschule bis zu 100.000 Euro. Aber es muss sein. Muss es das?
Ja. Denn es ist politisch gewollt. Es fragt sich nur von wem. Ist es etwa der Wunsch der Wähler, die einst im Musterländle heftig gegen Stuttgart 21 protestiert und den Wechsel gewählt haben? Ist es das, was die Grünen versprochen haben? Oder das, was die SPD immer schon umsetzen wollte?
Mir scheint, es ist vielmehr das, was die Spaßpartei DIE PARTEI gefordert hat, die bekanntlich im Wahlkampf mit den Parolen „Inhalte überwinden“ und „Mehr Bürokratie wagen“ angetreten ist? Denn inhaltlich ist es schon ein Unterschied, ob ich von „Studenten“ spreche oder von „Studierenden“ und „mehr Bürokratie“ ist genau das, was letztlich dabei herauskommt. Die Spaßpartei hat, wie es aussieht, die Wahl gewonnen. Ihre Parolen werden nun umgesetzt. weiterlesen…»