Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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rechte Spinner

carlos, Thursday, 08.06.2006, 00:09 (vor 6584 Tagen) @ Scipio Africanus
bearbeitet von carlos, Thursday, 08.06.2006, 00:13

Servus, Scipio!

?Ehrlich gesagt verstehe ich die Heftigkeit deiner Repliken zu diesem Thema nicht so recht.?

Nun ja... dies hängt womöglich damit zusammen, daß ich vergleichbaren Tinnef, wie den von ?Gastleser? und ?Lost&Found? immer wieder aufs Neue lesen muß. Fundiertheit, Fülle, Substanz... Bausteine, auf deren Basis man diskutieren kann; meinetwegen auch eine kontroverse Diskussion führen, die getragen ist durch und durch von Respekt und wechselseitigen Argumentationen, fehlen mir... Dein Bemühen hebt sich ab von all dem von den vorgenannten Herrschaften abgeladenen Müll, der ja doch nur aus dem gewohnten Abgeleier der sattsam bekannten Phrasen von Habermas, Sloterdijk und Co. besteht.
Mir geht es um eine Maxime, die ich, ich gebe mich diesbezüglich keinerlei Illusionen hin, wohl kaum je erreichen werde können: Gerechtigkeit. Gleichwohl gebe ich das Streben danach keineswegs auf; das bin ich mir und meinem Intellekt schlicht schuldig.

?In einem Punkt stimme ich dir aber ausdrücklich zu ; wer Nolte als rechtradikalen Ideologen abtut, der macht es sich allzu einfach.
Eine seiner Kernthesen - etwas verkürzt auf den Punkt gebracht - lautet, dass der deutsche Nationalsozialismus den Kapitalismus in seiner totalitärsten Form verkörperte, und er eine Reaktion auf den Bolschewismus war. Warum das eine Verharmlosung des Nationalsozialismus sein soll, ist für mich nicht ersichtlich.
Soweit ich ihn verstanden habe, wollte er eben gerade die Tabuisierung und die Sakralisierung des Holocaust nicht mittragen, sondern sah den Holocaust als geschichtliches, und nicht als aussergeschichtliches Ereignis. Als Historiker hatte und hat er den Anspruch, dass der Holocaust wie jedes geschichtliche Ereignis Interpretationen unterworfen ist, die sich im Laufe der Zeit ändern können.?

Weißt Du, Scipio... Hitler hatte nicht allzu viel auf der Platte; jeder, der sich mit seiner Figur beschäftigt, bemerkt das recht schnell. Weder geht es mir darum, ihn zu monstroisieren ? das hat er schon selber zur Genüge besorgt - , noch ihn zu verharmlosen.
Der Fischer Taschenbuch Verlag ? mit Samuel Fischer übrigens eine jüdische Gründung ? hat die Generation der Schriftsteller der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als ?Klassiker der Moderne? bezeichnet; sehr treffend, wie ich meine, und in besagter Generation waren bemerkenswert viele Juden: Franz Kafka, Max Brod, die Gebrüder Stephan und Arnold Zweig, Joseph Roth, Franz Werfel (wenigstens seiner Abstammung nach), Isaac Bashevis Singer (gut, gut... der stammte aus dem polnischen Galizien, war aber des Deutschen mächtig, der alte Nobelpreisträger... ich rechne ihn also dazu...), dann noch Manès Sperber (okay, der hatte bei dtv verlegt...), sowie der dem sephardischen Judentum entstammende Elias Canetti. Dann nimm? die beiden Tenöre aus der Schellack-Zeit, Joseph Schmidt und Richard Tauber... Nimm? die Komponisten Gustav Mahler, Giacomo Meyerbeer, Jacques Offenbach, sowie den ob der Süße seiner Melodien schlicht liebenswerten Felix Mendelssohn-Bartholdy... All diese genannten Persönlichkeiten ? und erwähnt habe ich derer nur wenige - sind so deutsch wie Goethe, Schiller, Lessing, Mozart, Wagner, Beethoven, Bach und Buxtehude... und wer auch sonst immer... Hitler war nicht nur ein Verbrecher; er war auch ein kranker Banause... Ich schreibe dies, damit Du verstehst, lieber Scipio, damit Du mich im besten Wortsinne verstehst...

?Bezüglich der Thematik "Holocaust" ist das Buch "Nach dem Holocaust" von Peter Novick sehr lesenswert, das die Sakralisierung des geschichtlichen Ereignisses "Holocaust" zu ergründen versucht. Ein Buch fernab plumper Nazipropaganda.?

Muß ich noch tun... wenn ich Zeit habe...

?Ein interessantes Thema ... aber hummm ... eigentlich nicht das Thema dieses Forums.?

Warum denn nicht? Im weiteren Sinne sollte ab ?68 doch alles platt geklopft werden, was auch nur irgendwie und krampfhaft an das Dritte Reich gemahnte. Feminismus hat seine Wurzeln ursächlich in ebenjener Epoche, und wenn wir das Thema in einem Rahmen diskutieren, den nicht wir uns selber, sondern eo ipso von den 68-ern aufoktroyiert worden ist, dann sollten wir dem beizeiten auch nicht aus dem Wege zu gehen, finde ich.

Freundliche Grüße,
carlos


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