Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Scipio Africanus, St.Gallen, Thursday, 08.06.2006, 13:53 (vor 6686 Tagen) @ carlos

Servus, Scipio!

Servus, Scipio!

Mir geht es um eine Maxime, die ich, ich gebe mich diesbezüglich
keinerlei Illusionen hin, wohl kaum je erreichen werde können:
Gerechtigkeit. Gleichwohl gebe ich das Streben danach keineswegs auf; das
bin ich mir und meinem Intellekt schlicht schuldig.

Ich muss doch noch einmal einige Gedanken zu diesem Thema formulieren.

Seit vielen Jahren verfolge ich die "Aufarbeitung" der deutschen Geschichte der Zeit von 1933 - 1945 mit einiger Verwunderung. Die Auseinandersetzungen, so wie sie in den Medien zelebriert werden, empfinde ich in den meisten Fällen als irrational, als "rituelle Abspaltung des Bösen vom eigenen Ich". Um diese sonderbare "Aufarbeitung" zu verstehen, sind wohl S. Freud, C.G Jung und andere Psychoanalytiker die Experten, und weniger die Historiker.

Als Maxime gilt, dass der Holocaust nicht relativiert werden dürfe. Relativierung heisst aber eigentlich, dass Bezüge hergestellt werden, dass das geschichtliche Ereignis in Relation zu anderen Ereignissen in einen geschichtlichen Rahmen eingeordnet und somit einer rationalen Betrachtung zugänglich gemacht wird. Geschieht dies nicht, so steht das geschichtliche Ereignis in einem aussergeschichtlichen Rahmen als das Unantastbare, das Tabu.

Was bei jedem anderen geschichtlichen Ereignis dem Verstehen dienen soll, wird beim Holocaust in aller Regel als Verharmlosung gedeutet und mitunter sogar als strafrechtlich relevant aufgefasst. Indem der Holocaust nicht wie jedes andere geschichtliche Ereignis einer rationalen Betrachtung zugänglich sein soll, geschieht die Sakralisierung und Tabuisierung. Wer wie Nolte dieses Tabu verletzt und missachtet, der wird geächtet. Er ein Sakrileg begangen.

Den Deutschen wurde über Jahrzehnte nahegelegt, dass sie angesichts der nationalsozialistischen Verbrechen eine kollektive Scham zu empfinden hätten. Ich kann mir nichts Destruktiveres vorstellen, als Menschen ein Leben lang in einem Gefühl der Scham leben zu lassen, ja diese Scham einzufordern. Diese Scham sollten aber die Deutschen nicht mehr empfinden als irgendjemand anderer Nationalität, denn der Holocaust ist kein Zeugnis deutscher Boshaftigkeit, sondern ein Zeugnis menschlicher Boshaftigkeit.

Man könnte etwas aus dem Holocaust lernen, wenn eine enttabuisierte Auseinandersetzung möglich wäre. So wie die Thematik aber in Deutschland aufgearbeitet wird, lässt sich nur eines daraus lernen : Wir werden es nie wieder zulassen, dass Hitler 1933 die Macht ergreift und Juden verfolt.

Aber die Thematik ist zu komplex, um hier angemessen behandelt zu werden.

Gruss Scipio


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