Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: 8 Mio, Tote seit 1974 - durch weibliche Urheberschaft

Garfield, Tuesday, 04.01.2005, 14:56 (vor 7458 Tagen) @ T.Lentze

Als Antwort auf: 8 Mio, Tote seit 1974 - durch weibliche Urheberschaft von T.Lentze am 04. Januar 2005 08:25:15:

Hallo Thomas!

Das Thema Abtreibung ist für mich auch wieder so eine zweispältige Geschichte.

Es ist ja heute so, daß es für Frauen sehr wirksame und bequem anzuwendende Verhütungsmittel gibt, die von der Mehrheit der Frauen auch gut vertragen werden. Obendrein bezahlen die Krankenkassen jungen Frauen diese Mittel sogar. Das gibt den allermeisten Frauen die Möglichkeit, sich bewußt für oder gegen eine Schwangerschaft zu entscheiden. So dürften Abtreibungen eigentlich gar nicht mehr nötig sein, und es stellt sich schon einmal die Frage, wieso es eigentlich trotzdem relativ viele Abtreibungen gibt.

Wie man zu Abtreibungen steht, hängt stark davon ab, wie man einen Menschen definiert. Du siehst es offenbar ganz eng, also so, daß der Mensch durch seinen genetischen Code als solcher definiert wird. Nun hat aber kein Mensch exakt denselben genetischen Code, und manche Menschenaffen sind dem Menschen genetisch enorm ähnlich... Und was wäre eigentlich mit intelligenten außerirdischen Lebewesen, wenn es sie denn geben würde? Könnte man die dann bedenkenlos töten, weil sie genetisch gesehen keine Menschen sind?

Man könnte auch sagen, daß der Mensch durch sein Bewußtsein definiert wird. Dann wäre ein Embryo kein Mensch. So mancher Koma-Patient und auch einige Menschen mit geistiger Behinderung aber auch nicht...

Wie man es auch dreht und wendet: Es ist sehr schwierig, den Menschen exakt zu definieren. Somit ist es auch schwierig, zu entscheiden, ob eine Abtreibung Mord ist oder nicht.

Wenn es seit 1974 8 Millionen Abtreibungen gegeben hat, dann bedeutet das noch längst nicht, daß wir ohne diese Abtreibungen jetzt 8 Millionen Menschen mehr hätten. Denn es ist völlig normal und natürlich, daß Embryonen im Mutterleib auch mal von ganz allein absterben. Manche Frauen bemerken eine Schwangerschaft deshalb gar nicht. (Im Guiness-Buch der Rekorde habe ich mal von einem ganz extremen Fall gelesen: Da wurde im Bauch einer indischen Frau ein mumifizierter Embryo gefunden, der dort schon seit Jahrzehnten gelegen hatte.)

Sicher wären viele dieser ungewünschten Kinder geboren worden. Aber wie hätte ihre Kindheit ausgesehen, mit einer Mutter, die sie nicht wollte und sie das oft hätte spüren lassen? Wieviele dieser Kinder wären in Kinderheimen gelandet und somit der Gesellschaft zur Last gefallen? Wieviele von ihnen wären asozial und kriminell geworden? Welche Chancen hätten sie im späteren Leben gehabt?

Dann muß man auch sehen, daß unsere Gesellschaft sich mittlerweile in einer Weise entwickelt hat, die Bevölkerungswachstum gar nicht mehr zuläßt. Wie sollten sich 8 Millionen zusätzliche Bürger ihren Lebensunterhalt erarbeiten, wo wir doch auch ohne diese 8 Millionen Menschen schon Millionen von Erwerbslosen haben?

Bevor man überhaupt daran denken kann, ernsthaft ein Bevölkerungswachstum anzustreben, muß man erst einmal die Lebensbedingungen so gestalten, daß alle Menschen einen Platz in unserer Gesellschaft finden. Es bringt außer weiteren Schaden überhaupt nichts, da den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen.

So gesehen passen Abtreibungen leider prima in unsere Gesellschaft rein...

Freundliche Grüße
von Garfield


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