Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Hybride Dekadenz

ein weiterer Andreas, Tuesday, 04.01.2005, 21:17 (vor 7453 Tagen) @ Rüdiger

Als Antwort auf: Re: Hybride Dekadenz von Rüdiger am 04. Januar 2005 18:18:46:

Das lag nicht daran, daß die Leute während der industriellen Revolution so besonders sittlich gefestigt waren, nein, sie waren eigentlich, wie sie immer gewesen waren, und bekamen haufenweise Kinder, wie sie immer haufenweise Kinder bekommen hatten.

Kinder zu haben in die Normalität des menschlichen Daseins, das an sich keiner Gründe bedarf. Insofern stimme ich Dir zu, daß die Menschen damals nicht besonders sittlich waren. Wir sind besonders unsittlich. Daraus ergibt sich die Diskrepanz.

Vielleicht kennst Du dieses Buch von Anonyma, das vor ca. 1 Jahr in den Bestsellerlisten war. Darin schildert eine Berlinerin die Zeit nach der Kapitulation in Berlin im Frühjahr und Sommer '45.

Unter anderen berichtet sie über einen Austausch mit einer russischen Soldatin. Die Russin hat sich darüber mokiert, daß die deutschen Frauen so wenig Kinder hätten. Das sei ihr alles sehr verwunderlich. Die russischen Frauen hätten alle mehrere Kinder und das verstünde sich denen von selbst.
Da haben wir es wieder. Die natürliche, ganz selbstverständliche Einstellung zu Leben hier, die überkünstelte Entfremdung und Verzagung da.

Wenn Menschen nach Gründen für Kinder suchen, das Für und Wider erwägen, dann ist die Sache schon verloren. Dann blickt schon ein kaltes rationales, egozentrisches Gedankengebilde auf einen Lebensprozeß.

Ganz ähnlich ist es mit den zeitgenössischen Christen, die immer ausbreiten, welche Gründe sie für ihren Glauben haben. Sie sind Atheisten, denn Gläubige brauchen keine Gründe. Kardinal Wetter von München hat einmal in Rede gesagt, das Christentum müsse geachtet werden, weil es die angestammte traditionelle Religion des Abendlandes sei. Damit offenbart er nur, daß er dem von ihm vertretenen Glauben selbst keine Überzeugungskraft mehr zubilligt. Ansonsten hätte er nicht unter Rückgriff auf Zweckmäßigkeitsüberlegungen des Kulturkonservatisimus argumentiert.

Gruß

Andreas


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