Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: 8 Mio, Tote seit 1974 - durch weibliche Urheberschaft

ein weiterer Andreas, Tuesday, 04.01.2005, 17:37 (vor 7454 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: 8 Mio, Tote seit 1974 - durch weibliche Urheberschaft von Garfield am 04. Januar 2005 14:16:36:

"Die Abtreibungsgegner haben die Lebensgeschichte historischer Persönlichkeiten auf dieses Argument hin abgeklopft. Ergebnis: eine Vielzahl bedeutender Leute wäre abgetrieben worden."
[quote]Ja, davon habe ich auch schon gehört. Allerdings entscheidet sich ja auch heute nicht jede Frau bei einer ungewollten Schwangerschaft für eine Abtreibung. So gesehen ist es Unsinn, zu behaupten, daß Beethoven heute abgetrieben worden wäre.
[/quote]

Gemessen an dem Argument der Abtreibungsbefürworter hätte Beethovens Mutter moralisch das Recht gehabt abzutreiben. Die Absurdität liegt offen zutage.

"Nur deshalb, weil das Leben schwer werden könnte, es gleich zu Beginn vernichten, oder es weil die Mutter dem Kind später ihren Mutwillen spüren lassen würde, das kann man nicht im Ernst behaupten."
[quote]So meinte ich das auch nicht. Es ist aber ein Faktor, den man in Betracht ziehen muß, vor allem, wenn man damit argumentiert, daß wir diese ungeborenen Kinder heute dringend brauchen würden.
[/quote]

Was heißt "als Faktor mit Betracht ziehen"? Doch wohl, daß dies die Frage für und wieder Abtreibung beeinflusst. Also wird letzten Endes doch der mütterliche Mutwillen einschränkend gegen das Lebensrecht des Kindes gesetzt. Meiner Meinung nach unhaltbar.

"Unsere Wirtschaftsstagnation kann doch nicht über das Lebensrecht entscheiden. Das ist ja radikal-merkantil gedacht."
[quote]Richtig. Trotzdem nützt es gar nichts, die Bevölkerungszahl zu erhöhen, wenn man die zusätzlichen Menschen dann chancenlos unter die Brücke schickt. Das macht keinen Sinn.
[/quote]

Die Lebenschancen kannst man ja heute im Einzelfall gar nicht abschätzen und hat es auch nie gekonnt. Ob das Schicksal für ein noch nicht geborenes Kind in petto hat, dieses unter der Brücke enden zu lassen, ist reine Spekulation.

Nochmal zu Grundsatz: die Arbeitslosenrate oder die Obdachlosenrate oder die Wirtschaftswachstumsrate oder die xyz-Rate ist kein Argument gegen das Lebensrecht eines einzelnen.

Außerdem geht es im bundesdeutschen Kontext ja bei weitem nicht einmal um Bevölkerungswachstum, sondern um Verlangsamung der Schrumpfung. Haltung der Bevölkerungszahl ist schon utopisch vor dem Hintergrund der realen Zahlen.

"Im übrigen lehrt uns die volkswirtschaftliche Wachstumstheorie, dass eine Ausweitung des Faktorangebots (also zB Arbeit) auf einen höheren Wachstumspfad führt."
[quote]Das stimmt nur bedingt....
[/quote]

Say'sches Theorem: Das Angebot schafft sich die Nachfrage selbst.

"Wenn die Tagespresse in punkto Wirtschaft etwas genauer beobachtest wirst Du feststellen, daß die Analysten (Wirtschaftsweise etc. pp.) die Wachstumsschwäche im EU-Raum gegenüber den USA immer auch auf die Bevölkerungsentwicklung beziehen. Die USA haben ein deutliches Bevölkerungswachstum."
[quote]Die USA kann man mit Europa nicht wirklich vergleichen. Die USA nützen nämlich ihre politische, wirtschaftliche und militärische Vormachtstellung aus, um ihre Wirtschaft auf Kosten anderer Länder immer wieder anzukurbeln. Kriege generieren immer wieder Bedarf an Rüstungsgütern ...
[/quote]

Ich habe den Vergleich EU/USA vor dem Hintergrund der binnenwirtschaftlichen Wachstumsdynamik gezogen. Die weitaus höhere Wachstumsleistung der USA aus einem imperialen Ausbeutungsmechanismus zu erklären halte ich für eine abstruse Verschwörungstheorie.

"Wann waren denn unsere Lebensbedingungen besser als jetzt?"
[quote]Als noch jeder, der arbeiten wollte, auch Arbeit gefunden hat und damit auch genügend Geld verdienen konnte, um nicht nur seine Lebenshaltungskosten zu finanzieren, sondern sich auch den einen oder anderen Luxus zu leisten.
[/quote]

Das Imperium genießt den vollkommensten Frieden; es ist reich, es ist hochgebildet; es ist gut organisiert; es besaß von Nerva bis Marc Aurel eine Herrscherreihe wie sie der Cäsarismus keiner zweiten Zivilisation aufzuweisen hat. Und trotzdem schwindet die Bevölkerung rasch und in Massen dahin, trotz der verzweifelten Ehe- und Kindesgesetzgebung des Augustus ... trotz der massenhaften Adoptionen, der ununterbrochenen Ansiedlung von Soldaten barbarischer Herkunft. (Spengler)

Siehst Du nicht auch die parallelen. Das Abstruse besteht ja gerade darin, daß zu schweren Zeiten wie beispeilsweise der industriellen Revolution die Bevölkerungszahl explodiert, in Zeiten überschwenglichen Luxus aber plötzlich die Schrumpfung eintritt. Darin liegt ja das Dekadenzphänomen. Den Leuten geht es gut, aber sie verlieren trotzdem den Fortpflanzungswillen.

Gruß

Andreas


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