Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Leistung im Sinne des Marktes / Leistung als moralische Tugend

Paul, Monday, 20.09.2004, 00:14 (vor 7362 Tagen) @ michail

Als Antwort auf: Re: Feindbild 68er von michail am 19. September 2004 20:38:29:

das Marktprinzip ist kein Gegensatz zum Leistungsprinzip, sondern eine Kanalisierung desselben. Leistung im Sinne des Marktes. Das hat mit der Polarisierung Lustprinzip/Leistungsprinzip vorerst nichts zu tun.

Das Marktprinzip is in der Tat kein Gegensatz zum Leistungsprinzip (das wäre ja auch unsinnig), aber es ist etwas ANDERES, jedenfalls wenn es um das "Leistungsprinzip" im Sinne des Alltagsverstandes geht. Du machst es dir natürlich einfach, und definierst Leistung einfach als "Leistung im Sinne des Marktes", das ist auch nicht falsch, aber es geht am eigentlichen Problem vorbei:

Man beschwört das "Leistungsprinzip" und meint damit eben - zumindest nicht in den Ansprachen an das "gemeine Volk" das Leistungsprinzip bei dem Leistung als "Leistung im Sinne des Marktes" verstanden wird, sondern Leistung als "moralische Tugend". (im Sinne von Fleiß). Und genau diese Leistung als "moralische Tugend" ist eben kein Rezept für Erfolg in einer Marktwirtschaft. Da geht es oft viel mehr darum, Gelegenheiten zu erkennen, Marktchancen zu nutzen, schlauer, schneller und gerissener zu sein als die Konkurrenz (und dies trifft nicht nur auf den Unternehmer zu, sondern auch auf den Arbeitnehmer). Ich kann mich totarbeiten ohne Ende, wenn ich nicht zur richtigen Zeit die richtige Entscheidungen treffe, zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin, die richtigen Leute kenne und auch die entsprechend Skrupellosigkeit an den Tag lege. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass diese Faktoren oft mehr zum Erfolg beitragen können als die eigentlich "Leistung" für sich.

Was steckt nun dahinter? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß gewisse Kreise ein starkes Interesse daran haben, die "dumme Schafherde" da unten davon zu überzeugen, daß das Dasein als Schaf das allein glücklich machende ist, obwohl sie ganz genau wissen, daß man nur als "Wolf" wirklich Erfolg haben kann. Nehmen wir den Oberdemagogen Schröder als Beispiel: Er spricht von einer "bis in die Mittelschicht" verbreiteten "Mitnahmementalität". Ja, sowas aber auch! Und das beste ist, daß dieses Phänomen tatsächlich nur in bis in die Mittelschicht reichen soll. Die Oberschicht ist natürlich moralisch überlegen, und verzichtet deshalb, sogar wenn niemand hinschaut, großzügig auf jegliche Begünstigungen, die ihnen zuteil werden könnten. Herrlich! Wenn ich so einen Bullshit höre, könnte ich kotzen.

Gruss,
Paul


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