Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Am Anfang war der Signifikant...

susu, Monday, 20.09.2004, 19:17 (vor 7361 Tagen) @ michail

Als Antwort auf: Re: Am Anfang war der Signifikant... von michail am 20. September 2004 13:36:36:

Hi susu, Du auch hier?

Seit ewigen (anthropozentrisch gesehen) Zeiten. *g*

Gott oder den Signifikanten?

Nick.

Ja, außer vielleicht im Vulgärmaterialismus (Mechanismus). Ich wunderte mich daher auch nicht über die gemeinten metaphysischen Seitensprünge, sondern ‚notierte mit Interesse’, wie schüchtern diese in manchen ‚Schulen’ hingenommen, Teils sogar aus der Verdrängung herausgeholt werden. Was natürlich ‚nur’ mein subjektiver Eindruck bei solchen Äußerungen ist…

Was sich oft eben aus der unzureichenden Beschäftigung mit dem Thema ableitet. Gerade auch bei Leuten, die in "weltbildrelevanten" Wissenschaftesbereichen arbeiten, stärker noch bei Ingenieuren. Ich war auch mal so, aber das ist schon eine Weile her.

Das größtmögliche Vergnügen resultiert m.E. aus Erkenntnisprozessen.

Das sehe ich auch so. Wobei ich gestehen muß, daß ich auch gefallen daran finde, Texte zu lesen, bei denen die Fußnoten auf mir bekannte Texte verweisen. FußfetischistInnen mögen bei Foucault mitgemeint sein, aber FußnotenfetischistInnen...?

Auch OK. Will weder das Recht noch das Werk dieses Menschen antasten.

Ich würde fast sagen, daß jemand, der ein Buch so beginnt, zwangsläufig irgendwann klingt wie ein Wanderprediger aus einem Monty Python Film. Aber vermutlich mit Absicht...

Jetzt a) zum Urknall: Ein weltengeschwängertes Nichts explodierte im Niemals und Nirgends und gebar Zeit, Raum und Materie! Den Knall bitte ohne mich. Hintergrundstrahlung? Alle Phänomene können im jeweiligen Kontext kompatibel eingebunden werden (d.h. 'Beweise liefern'). Sonst gäbe es keinen Wahn und keine Psychosen.

Der Knackpunkt hier ist, daß die Hintergrundstrahlung von den TheoretikerInnen vorausgesagt und berechnet worden war und dann erst nachgewiesen wurde (und zwar relativ kurz nach der Veröffentlichung der theoretischen Ergebnisse und ohne das den "Experimentatoren" - in Wahrheit Techniker bei Bell, die versuchten eine Sendeanlage zu konfigurieren aber ein Rauschen in einem bestimmten Frequenzbereich nicht wegbekamen und zunächst annahmen die Antenne sei durch Taubenkot verschmutzt - davon etwas wusten.)

Ich würde gern etwas über die Spannungen hören, die dadurch entstehen müßten, daß sich der Raum, dessen Wesen die Ausdehnung ist, in einem Atemzug mit der koexistierenden Materie, deren Wesen die Eingrenzung ist, ausdehnt.

Ich sehe diese Spannung nicht, weil die Prämissen so nicht stimmen. Das Wesen der Materie ist keineswegs die Eingrenzung. Zwar fällt der Wert für die Wahrscheinlickeit der Beobachtung eines Quanteobjekts stark ab, wird aber nie kontinuierlich 0 (das kontinuierlich steht da, weil spitzfindige PhysikerInnen darauf beharren, daß auch die unendliche Menge von Nullstellen berücksichtigt werden müsse. Diese Megene ist allerdings eine Nullmenge, d.h. sie nimmt kein Volumen ein. Insbersondere sind alle Nullstellen diskret.) Somit existiert jede Materie im gesammten Raum.

Oder eine vernünftige Erklärung über die Beschleunigung, die einmal im Verlauf unserer weltbergenden Explosion nachsetzte – ein schwer untypisches Verhalten von Explosionen! Ich kenne nur Erklärungen auf Schuldschein: Einmal wird auch die Antwort dafür entdeckt sein… bis dahin mußt du eben glauben!

Richtig. Es gibt für die Beschleunigung (die nie einsetzte sondern anscheinend ständig vorhanden war) meines Wissens keine Erklärung. Was daran liegen mag, daß ich nur mit der speziellen Relativität etwas vertraut bin, ich bin mir nicht sicher wie es mit der Allgemeinen da aussieht. Eine Expansion ist erwartet, aber ebenfalls eine Verlangsammung.

Und jetzt b) zu meinem „Warum“: Das ist mit deinen Warums überhaupt nicht vergleichbar! Deine Warums zielen auf vorhandene, gegenüber dem Zufall gleichberechtigte Möglichkeiten. Die Antwort lautet: „Es kam die x-Zahl, weil sich der Wurfel eben so hin rollte.“

Nein. Mein warum zielt auf eine verwirklichte Möglichkeit (wenn sie keine Möglichkeit wäre, könnte sie nicht verwirklicht sein). Ob diese gleichberechtigt ist, ist nicht wichtig. Es ist viel unwahrscheinlicher im Lotto zu gewinnen als zu verlieren. Trotzdem gewinnen Leute im Lotto.

Mein Warum entsteigt der Welt und aller ihrer Möglichkeiten und versucht sich als Frage aus einem utopisch solipsistischen Standpunkt heraus zu stellen. Mein warum erwartet keine Antwort, sondern seine paradigmatische Suspendierung, seine Selbstenttarnung als Utopie. Sein Zweck war nicht die Entscheidung für eine von vielen Möglichkeiten, sondern das Aufzeigen einer Absurdität. Und daß es nicht geben würde, wenn es gar nichts gäbe, nimmt ihm nicht die Berechtigung, in der nun mal vorhandenen Welt als Frage zu existieren.

Ich stelle die Berechtigung der Frage nicht in Frage. Wohl aber die Berechtigung des Versuchs einer Antwort.

susu


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