Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Die notorische Verlegenheit des Materialismus

Arne Hoffmann, Tuesday, 21.09.2004, 15:24 (vor 7360 Tagen) @ susu

Als Antwort auf: Re: Die notorische Verlegenheit des Materialismus von susu am 19. September 2004 23:24:37:

Hi susu,

Ideologische Mythen... Machen wir es kurz: Beweise Gott, oder gib ein Experiment an, mit dem die Existenz Gottes testbar wäre und wir sind auf einem Gelände, in dem es tatsächlich möglich wäre Mathos von Realität zu trennen. Wenn es weder Beweis noch Experiment gibt, dann ist keine eindeutige Antwort auf dei Frage "Gibt es einen Gott" möglich und demnach jede Antwort Ideologie.

Holla, da trennst du Wissenschaft und Ideologie aber sehr stark. Manche mögen einwenden, der Begriff "Beweis" gehöre in die Mathematik, allenfalls vor Gericht, in den allermeisten Wissenschaften gehe es vor allem um größtmögliche Wahrscheinlichkeiten. Und es gibt bis hinein in die Naturwissenschaften etliches, was sich nicht durch Experimente belegen oder widerlegen läst. Insofern ist eine Argumentation über Induktion oder Deduktion wissenschaftlich schon statthaft. Und Nick argumentiert eben, es sei sehr, sehr unwahrscheinlich, dass so viele Faktoren bei der Herausbildung des Universums rein zufällig exakt zusammengespielt haben, dass dabei schließlich menschliches Bewusstsein entstand. Überspitzt gesagt: Genausogut könnte man die Einzelteile eines Radios in einen Raum werfen, so dass daraus "zufällig" das fertige Gerät entsteht. Nick schließt daraus, dass es irgendeine Form von Schöpfung gegeben haben muss, und diesen Gedankengang finde ich nicht per se unwissenschaftlich, Wittgenstein hin oder her.

Meinem Eindruck nach werden in den momentan vorherrschenden Diskursen ein spirituelles und ein materialistisches Weltbild eben nicht gleichberechtigt nebeneinander gestellt. Materialismus gilt (unsinnigerweise) als wissenschaftlicher Status quo, und Religion gilt als "Privatsache", wenn nicht gleich ganz als unwissenschaftlicher Kinderglaube. Das hängt aber nur damit zusammen, dass sich bestimmte Diskurse/Weltdeutungen im Lauf der Geschichte durchgesetzt haben, quasi in Form von "Machtpolitik". Mit Evolution wird heutzutage eben nur Darwin verbunden, sein spirituell orientierter Forschungskollege A.R. Wallace ist nach und nach aus den Fachbüchern getilgt worden.


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