Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Gast von der anderen Seite, Wednesday, 10.01.2007, 07:35 (vor 6288 Tagen) @ Christine

Ideologisch motiviertes Vorgehen, und ich kenne auch die Bücher, aus denen sie es haben. Entlarvend ist, dass sich das Vorgehen gegen den Jungen, der die "hegemoniale Position" inne hat, richtet. Tatsächlich scheint nicht die Geschlechtsidentität für das Vorgehen ausschlaggebend gewesen zu sein, sondern die Machtposition, mit der sich die Pädagogen offenbar unwohl fühlten. Um die Macht des Jungen zu unterminieren, wird seine Geschlechtsidentität angegriffen. Der von einem Schüler fallen gelassene Satz, irgendwo seien alle Schauspieler, wird von den Veranstaltern als Durchbruch gefeiert. Dabei handelt es sich keineswegs um eine revolutionäre Erkenntnis (jeder Schüler hatte solche Gedanken, da bin ich sicher), sondern um einen Punkt des ideologischen Programms, dass hier schon beinahe peinlich korrekt an den entsprechenden Büchern abgearbeitet wird. Das Erreichen der "Erkenntnis" ist das Ziel; Reflektion darüber wird hingegen nicht gefördert. Sonst müsste sich an die Erkenntnis der Konstruiertheit des Geschlechtscharakters unweigerlich die erkenntnis der Konstruiertheit aller anderen Eigenschaften anschließen. Bleibt auf diese Weise gesehen vom Individuum nichts übrig als Konstruktion, müsste die Frage gestellt werden, mit welcher Legitimation Konstruiertes zerschlagen werden soll und darf. Allein der Verweis auf die Konstruiertheit taugt hier nämlich nicht.

Der andere Punkt, der bei mir echte Übelkeit erzeugt, ist der Zwangs-Sexualkunde-Unterricht, dem sich niemand entziehen darf. Ich wüsste, wie ich heute darauf reagieren würde (und die Konsequenzen wären mir in diesem Moment ziemlich egal), aber ich weiß auch, dass man als Schüler diesen Abstand und das nötige Selbstbewusstsein kaum haben dürfte (ein Grund, der für die Anwendung dieser Verfahren im immer früheren Alter sprechen dürfte). Ich befürchte, dass in diesem Punkt vielen die Verletzung nicht einleuchten wird, weil es heute zum breiten gesellschaftlichen Konsens zu gehören scheint, dass Sprechen befreit und die Offenbarung, selbst wenn forciert, letztendlich im besten Interesse des Individuums sei. Tatsächlich aber stellt dieses Vorgehen, auch wenn es schwer fällt, es zu sehen, einen Angriff auf die Schüler dar und eine intime Grenzverletzung, da ihnen nicht erlaubt wird, Geheimnisse zu haben. Wo die Verführung nicht wirkt, muss der Zwang herhalten. Die Teenager müssen in die "Selbstbefriedigungskiste" und öffentlich darüber reflektieren ... Es fällt schwer, sich weitergehendere Eingriffe in die Privatsphäre vorzustellen, als die hier beschriebenen. Samjatins Häuser aus Glas wären eine Möglichkeit.

Alles Glück mit dieser Aktion. Wenn es nur dazu beiträgt, viele Leute darauf aufmerksam zu machen, ist das vielleicht noch wichtiger, als eine erfolgreiche Klage


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