Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Strafanzeige gegen Dissens e.V.

knispel, Wednesday, 17.01.2007, 16:41 (vor 6534 Tagen) @ Christine

Hi Christine,

woraus liest Du den Zwang, bzw. warum lässt Du die Möglichleit über Sex zu sprechen so ganz nebenbei unter den Tisch fallen?

Das Fatale ist ja noch nicht einmal das Alter, das Fatale daran ist,

das

sich diese Jungen dem nicht entziehen durften, sondern über ihre
Sexualität sprechen mussten.


[Zitat]
Zentral hierfür sind unserer Ansicht nach zwei methodische Verfahren
gewesen: a) der Ice-Breaker b) der wandernde Sprechball (geeignet sind
Jonglierbälle). Als Ice-Breaker muss der Betreuer gesehen werden, der
anfängt. Er bricht das Schweigen, er ist derjenige, der Gedanken noch
einmal ganz konkret anstößt und in dem sich die Jungen auch wiedererkennen
und sich auf ihn beziehen können. Er spricht und er hat auch den Ball. Wird
dieser Ball dann einem der Jungen zugeworfen, ist dieser ein Stück weit
verpflichtet, irgend etwas zu sagen!!!. ...

Der Sprechball

hat bei (Jungen)Gruppe des weiteren den Vorteil, dass niemand dazwischen
quatschen kann, da nur derjenige mit dem Sprechball reden darf und
zugehört wird. Dem jeweiligen Jungen verleiht dieser Unterstützung und
etwas, woran er sich festhalten kann.

Wichtig ist, dass alle in der Runde mitmachen, einschließlich der
Betreuer. Wenn nur die einen sich öffnen und die anderen zuhören wie in
einem hierarchisierten Abhängigkeitsverhältnis, klappt das ganze nicht.
[Zitat Ende]

Und damit steht dann der Junge nicht allein (deshalb ist es wichtig, dass alle teilnehmen), er kann hier vielleicht zum Erstenmal in einer Jungenrunde über seine Ängste, Unsicherheiten oder sein nicht Wissen zum Themenbereich Sexualität sprechen.

Selbst wenn diese Jungen sich freiwillig gemeldet hätten,

muss auch hier eine Grenze gezogen werden. Die Intension dahinter verstehe
ich sehr wohl, aber genau das macht den Zwang ja aus.

Sie haben die Möglichkeit gehabt "irgendetwas zu sagen" konnten also selbst bestimmen, was sie zum Thema machen.

Schön, das Du hier Unterschiede machst, aber trotz allem ist es Deine
Ansicht, die deswegen nicht stimmen muss, obwohl ich das selbst auch so
sehe.
Davon abgesehen, sehe ich es ebenfalls als Unterschied an, ob ich mit
Heranwachsenden über Faust spreche oder über Sexualität.

...

und ich weiß um die tatsächlichen Nöte dieser Kinder, wobei ich damit
jetzt natürlich nicht behaupten will, das ich über sämtliche Nöte bei
Kindern in diesem Alter Bescheid weiß.

Und, wieviel weißt Du um die Nöte, Unsicherheiten Deiner Kinder in Bezug auf Sexualität? Sicher, über Faust/ Mthe ... sprechen Eltern/Lehrer gern mit Kindern. Aber was ist mit Sexualität? Was bekommen Kinder über Sinnlichkeit, Begehren, eigene und andere Grenzen, Unsicherheiten zu erfahren.

um nur eine Auswirkung dieses Tabus zu benennen:

http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C2563512_L20.pdf
Wirft man einen oberflächlichen Blick darauf, wie die heutige Jugendkultur in den
Medien dargestellt wird, kann man leicht zu dem Eindruck gelangen, schwul oder
vielmehr ?gay? zu sein sei heute kein Problem mehr....Eine im vorletzten Jahr veröffentlichte Studie im Auftrag der Berliner
Senatsverwaltung ergab erschreckende Befunde: Jeweils 18 % der befragten
jugendlichen Lesben und Schwulen hatten bereits mindestens einen Suizidversuch
hinter sich.

Bitte kurz mal über den Unterschied zwischen sexueller Identität und
Geschlechtsidentität nachdenken.


Ehrlich gesagt, verstehe ich das nicht. Könntest Du das deshalb mal in
kurzen und verständlichen Worten erklären?

ich versuch es mal (hoffe, es ist susu recht)
sexuelle Identität beschreibt das Begehren, also, verstehe ich mich als heterosexuell, bisexuell, homosexuell, multisexuell ...

meine sexuelle Identität hat jedoch nur bedingt etwas mit meiner Geschlechtsidentität zu tun. Als Frau (wenn ich mich als solche verstehe und/oder wahrgenommen werde) ist meine sexuelle Identität lesbisch, wenn ich mein Begehren auf Frauen richte und heterosexuell, wenn ich mein Begehren auf Männer richre. Und so weiter und so fort.


Na ja, zumindest ist es für mich interessant zu erfahren, das es das bei
Mädchen auch gibt, nichtsdestotrotz finde ich es persönlich gelinde
ausgedrückt, daneben.

Wieso eigentlich?
Wie Simone de Beauvoir schon schrieb "wir werden nicht als Frauen geboren, wir werden dazu gemacht" gleiches gilt auch für Männer.
Wieso schreien alle auf, wenn es darum geht, eine tagtäglich, stündlich, ja minütlich von der Gesellschaft aufgezwungene Geschlechtsidentität zu zerstören. Wo bleibt die Empörung über dieses Zwangssystem, welches uns zwingt Männer oder Frauen sein zu müssen. Der Papi, der zu seinem Sohn sagt "Jungen weinen nicht", die Mami, die zu ihrer Tochter sagt "Mit einem Hochschulabschluss bekommst Du aber keinen Mann". Wir kennen das alle und nehmen es hin.

Nein. Eben nicht zu Recht. Wie Dissens m.E.n. völlig korrekt

feststellt:

"Unsere Identitäten sind in erster Linie verinnerlichte
Herrschaftsverhältnisse". Und deshalb müssen wir sie in Frage stellen,
oder wir stellen die Herrschaftsverhältnisse nicht in Frage.


Für Dich mag das korrekt sein, für viele andere anscheinend nicht.

Ja, weil sie dieses Herrschaftsverhältnis als natur gegeben annehmen und sich darin eingerichtet haben.

Gruß Knispel


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