Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Rechnen wir mal kurz

carlos, Monday, 25.07.2005, 18:30 (vor 7197 Tagen) @ Querdenker

Als Antwort auf: Re: Rechnen wir mal kurz von Querdenker am 23. Juli 2005 12:18:

Servus, Querdenker!
Deine Zuschriften gehören zu den interessantesten und besten hier im Forum; dieses Mal muß ich Dir jedoch in so manchen Teilen widersprechen.
Leider Gottes haben wir heute mehr denn je die Tendenz, daß der Mensch in unseren Breiten alles tut, um sich selbst und seine Arbeitskraft überflüssig zu machen; diese Diagnose ist richtig. Was ich jedoch bestreite, ist die Notwendigkeit zu so viel Vehemenz und Wucht, mit der wir die Ereignisse als kaum mehr als machtlose Zuschauer noch zur Kenntnis nehmen können; im Gegenteil. Das meiste davon haben wir uns ehrlich erarbeitet und somit selbst zuzuschreiben.
Der Marxismus weist zwei Grundfehler auf: Erstens will er auf Teufel komm’ ’raus egalisieren; was nicht gleich ist, wird mit dem Rasenmäher und notfalls mit Gewalt gleich gemacht; das christliche Pendant dazu, eine Empathie empfindende Minderheit von uns und auf permanenten, allumfassenden Altruismus eingepolt, so, wie etwa Mutter Teresa, leuchtet nur für Freiwillige beispielgebend. Erzwingen lassen sich derlei Regungen ja bekanntlich nicht. Nein, die Mehrheit von uns sind Egoisten, und darauf haben wir auch unser aller Recht... wenn es im Rahmen bleibt. Nur: Worin besteht der Rahmen, und wo hat er seine Grenzen? Eine knochig-nüchterne Definition muß ich schuldig bleiben; lediglich ein paar symptomatische Sprenkel werde ich im folgenden anfügen. Zweitens geht der Marxismus davon aus, daß irgendwann in der Zukunft ein statischer Endzustand, der Kommunismus, erreicht sein wird. Auch das ist Tinnef, weil diese Welt keinen Endzustand kennt, noch nie gekannt hat; das einzig Beständige an ihr ist ihr permanenter Wandel.
Was aber haben wir falsch gemacht? Eine ganze Menge. Da ist unsere Dummheit: Seit 50 Jahren glauben wir den Politikern ihre bunten Lügengeschichten von permanentem, dynamisch wachsenden Wohlstand; und zwar wohlgemerkt einem Wohlstand, der auf Pump gebaut ist. Geld regiert die Welt; ganz besonders dasjenige Geld, welches man nicht mehr hat, weil man es seit Jahrzehnten milliardenfach zum Fenster ’rausgeschmissen hat; lange also, bevor es überhaupt erst einmal erwirtschaftet wurde. Vor zwei Jahren, im Herbst 2003, haben Weltbank und Weltwährungsfond Italien und Belgien, also zwei Euro-Teilnehmer, in ihrer Kreditwürdigkeit auf Stufe 2 herabgestuft und in Richtung Deutschland unglaublich feste gehüstelt. Alle deutschen Politos haben sich kurz erregt, und das war’s dann schon. Ist aber letztlich unwichtig, diese künstliche Politiker-Errege: Wenn’s so weiter geht mit der Schuldenmacherei und sich gleichzeitig auch der Mittelstand nur noch vor der Alternative sieht, entweder einen netten Posten in der nationalen Pleite-Statistik einzunehmen oder aber lieber anstatt dessen vermehrt Biege und Fliege in Richtung China einzulegen, weil Steuern- und Kostendruck hierzulande einfach enorm bleiben, dann... ja, dann steht auch bei uns bald Argentinien vor der Tür; dort, in einem ehemals reichen Land, ist’s fast analog gelaufen. Das heißt aber auch, daß Staaten eben sehr wohl pleite gehen können, auch wenn uns bösartige, unbelehrbare Politiker gebetsmühlenartig das Gegenteil in die Ohren schrauben wollen; dann nämlich, wenn niemand mehr auf der Welt sein Geld an Deutschland verleihen möchte. Geldgeber hören nämlich sehr wohl auf Weltbank und Weltwährungsfond.
Wie hat es aber so weit kommen können? Besonders Willy Brandt hatte sich redlich abgemüht, die Schulden in astronomische Höhen getrieben; Helmut Schmidt war zwar gutwillig, aber letzten Endes seinem Amtsvorgänger, der nichts Idiotischeres zu tun hatte, als an Schmidts Stuhl zu sägen, machtlos ausgeliefert; Helmut Kohl hatte elementare Schwierigkeiten mit Dreisatz- und Prozentrechnen, das ist bekannt, und auch er türmte munter weiter Schulden auf. Schröder, der kaum mehr fürchtete als Witze über seine Haarfarbe, holte dann schließlich einen abgewählten, abgemeierten und talentlosen Deutsch- und Geschichtelehrer ins Finanzministerium. Respekt, meine Herren... so geht’s!
Dann kam die deutsche Einheit, und auch an deren „Finanzierung“ kann man parademäßig ablesen, wie sehr alle Politiker schon in den Jahren vorher auf die Präambel des Grundgesetzes kräftigst geschissen haben. Jeder hat gewußt, wie’s hinter der Mauer aussah, aber keiner wollte daran denken, daß man für diesen Tag X, an dem die Mauer fallen sollte, anstatt Schulden eben Guthaben brauchte. Schließlich war den Politos das wichtigste ja immer nur die eigene Widerwahl. Einem Bundespräsiden glaube ich wohl gerne einen kleinen Teil der Töne, die er letztens gespuckt hat; die meisten jedoch nicht: Schließlich nagelte er damals als Staatssekretär bei Waigel die Finanzierung der deutschen Wiedervereinigungskiste zusammen. Und dabei hatte er uns allen ja kräftig auf die Finger genagelt, wie wir wissen.
Parallel zur Schuldenmacherei unter Willy Brandt gab sich der Westen aber auch eine Form von sanftem Sozialismus; so nach dem Motto: Der Staat nimmt den Leuten das biologisch notwenige, selbständige Denken ab und erledigt das künftig für sie. Ein Super-Beispiel: Lohnfortzahlung und Arbeitsplatzgarantie für Schwangere. Der Gesetzgeber hat hier zwei Zufälligkeiten zwangsweise miteinander verknüpft: Erstens: Die Frau arbeitet in einer Firma, zweitens sie wird schwanger (schließen wir den Extremfall, zwischen Kindsvater und Chef bestünde Personalunion, aus!). Anstatt sich an den Erzeuger zu halten, verdonnert der Staat den Chef zu Vaterspflichten. Ich sage Euch, liebe Freunde: Die Fälle, in denen junge Existenzgründer sogleich den Gang zum Konkursrichter antreten konnten, sprich, sie natürlich auch ruiniert wurden, nur, weil ihnen sozusagen schon zu Beginn ein oder gar zwei Schratzen untergejubelt wurden, sind Legion...! Sagt mir belehrend Vater (lol...) Staat: Frauen das Kinderkriegen zu erleichtern liegt im gesamtgesellschaftlichen Interesse... jawollja! Einverstanden; dann soll aber auch die gesamte Gesellschaft für Kosten und Konsequenzen aufkommen, und nicht ich allein. Versprechen um Versprechen... und keiner wußte, woher die Gelder dafür kommen sollte. Immer merken gleichwohl: In einer Demokratie ist grundsätzlich der Wähler schuld; auch und erst recht dann, wenn er sich ganz gerne belügen läßt.
Auch die Gewerkschaften taten ihr übriges. Schon seit Urzeiten gehen ihre Forderungen über reine Lohnforderungen hinaus. Jahrzehnteland streikte man gegen die Arbeitgeber, obwohl von jeder zusätzlich erstreikten Mark kaum mehr als 30 % im eigenen Geldbeutel verblieben. Den Löwenanteil krallten sich einträchtig Fiskus und Sozialkassen; komisch, daß das offenbar noch keinem auffallen wollte. Mein Streikgegner wäre immer schon klar der unersättliche Staat gewesen, der mir im Laufe der Jahrzehnte immer weniger von den Früchten meiner eigenen Arbeit gelassen hat.
Spätestens dann, als sich Mitte der 80-er, nach 250 Jahre andauernder Agonie, China vehement zurück aufs weltpolitische Parkett meldete, begann sich die Welt ringsum rasant zu wandeln; nicht jedoch die sturen Betonschädel von Gewerkschaftern und anderen begriffsstutzigen Proleten. Die machten seelenruhig einfach so weiter, als wäre nichts geschehen. Auch am weichen Euro wursteten die Gewerkschafter mit; für mich völlig unbegreiflich. Das jüngste, beste und völlig absurde Beispiel in einer langen Kette von Schwachsinn und Dummheit: Der von der IG-Metall, unter Federführung von Jürgen Peters, nahezu gewaltsam angezettelte Streik im Osten im Jahre 2003. Die Ossis wollten aber nicht streiken, sondern weiterarbeiten. Was also machte Peters? Er karrte Streikposten aus dem Westen heran, um die Ossis am Zugang zu ihren Arbeitsplätzen zu hindern. Irgendwann brach man den Streik, respektive die Blockade, wegen mangelnder Erfolgsaussichten wieder ab. Was geschah mit Peters? Zur Belohnung machte man ihn zum Big-Boß der IG-Metall. Mit frischer Gülle standrechtlich mausetot schießen sollte man diesen ungebildeten Schwachkopf... wesentlich wahrscheinlicher deucht mir ganz im Gegenteil indes, daß man dem guten Manne noch eines Tages wegen seiner „Verdienste um Demokratie und Gedöns, sowie Widerstand gegen den Nazionalwurschtlbrpftl...“ das Bundesverdienstkreuz allererster Güte andienen und nachschmeißen wird. Wieso auch nicht? Mit der schrill und zickig keifenden Beißzange Alitze Schnatter befände er sich ja schließlich in erlauchter Gesellschaft...!
Und heute? Der China-Boom steht durchaus auch in weiten Teilen auf wackligen Füßen, besonders der Bankensektor. Ich bin mir jedoch sicher, daß die Chinesen das noch in den Griff kriegen werden.
Wer...? Chinesen? Ach ja... da war doch mal was... dort hinten, so in etwa 1,3 Mille... Milliarden Leute, gell? Na, wenn schon, Geschäft... An alles kann man schließlich nicht denken, Mensch... und Kleinigkeiten kann man schon mal übersehen...
Sich bei ihm bedanken können sich heute all jene, die entlassen werden und deren Löhne gekürzt werden; vor allem deswegen, weil Lohnkürzungen alles andere als ein Heilmittel gegen eine lahmende Binnenkonjunktur sind; ganz im Gegenteil. Er, Peters, wird’s mit seinen Attitüden hingegen auch künftig so wie der genauso verlogene Sargnagel Lafontaine halten: Wein schläucheweise saufen, und den Leuten Wasser predigen. Toll. Wir haben’s wirklich nicht anders verdient...
carlos


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