Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: meine letzten Bemerkungen dazu

Garfield, Friday, 29.07.2005, 13:48 (vor 7049 Tagen) @ VWL-Experte

Als Antwort auf: Re: meine letzten Bemerkungen dazu von VWL-Experte am 28. Juli 2005 19:12:

Hallo VWL-Experte!

"Ich hab keine Idee, wie man den Menschen die Profitgier austreibt."

Die kann man ihnen nicht austreiben. Jeder Versuch dazu muß zwangsläufig scheitern. In den Ostblockstaaten hat man das ja auch versucht. Man träumte von einem Menschen "neuen Typs", dem Streben nach möglichst viel Besitz völlig fremd sein sollte. Aber so sind die Menschen nun einmal nicht gestrickt.

"Woraus entspringt da die Geldquelle für den Rest der Menschheit?
Wird mir nicht klar."

Erst einmal muß man sich klar machen, daß diese "Geldquelle für den Rest der Menscheit" ohnehin zunehmend versiegen wird. Mit zunehmender Automatisierung wird menschliche Arbeitskraft zunehmend überflüssig, und diese Entwicklung läßt sich nicht wirklich aufhalten. Man kann sie zwar verzögern, aber sie wird trotzdem immer weiter gehen.

Damit fallen also gleichzeitig auch immer mehr Kunden weg, und das muß zwangsläufig zur Folge haben, daß sich der Wirtschaftskreislauf verkleinert.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten:

Erstens können sich diejenigen, die noch vom Wirtschaftssystem profitieren oder zumindest noch einen Platz darin haben, abschotten und hoffen, daß sie nicht auch eines Tages herausfallen. Diejenigen, die schon herausgefallen sind, werden durch Sozialleistungen ruhig gestellt, und wenn die nicht mehr finanzierbar sind, überläßt man sie einfach ihrem Schicksal. Unter ihnen bricht dann das Chaos aus, und das wiederum wird es notwendig machen, die verbliebenen Wirtschaftszentren vor diesen nicht mehr benötigten Menschen abzuschotten. Erste Ansätze dazu gibt es bereits. In den USA beispielsweise gibt es schon lange von der Außenwelt abgeschottete, durch private Sicherheitsdienste (teilweise sogar mit Hubschrauberpatrouillen) bewachte Siedlungen. Auch in Deutschland läuft alles in diese Richtung, obwohl uns die Reste der sozialen Marktwirtschaft bisher noch davor bewahren. Aber lange wird das so nicht mehr finanzierbar sein.

Zweitens kann man die vorhandenen Erwerbsmöglichkeiten auf alle verteilen. Dann fällt niemand aus dem System heraus. Dann gibt es aber ein weiteres Problem: Man muß dann auch von Teilzeitarbeit noch leben können.

Dieses Problem läßt sich nur lösen, indem man alles Lebensnotwendige vollautomatisch von Maschinen produzieren läßt und es den Menschen kostenlos zur Verfügung stellt. Das bisherige System läuft dann durch den Verkauf von Luxusgütern weiter.

Ansätze dazu gibt es schon. Mit Solarzellen kann man heute beispielsweise schon einen Teil des benötigten Stroms selbst produzieren. Bei anderen Gütern geht das nicht - die müßte man zentral in großen, vollautomatischen Fabriken herstellen.

Natürlich läßt sich so etwas nicht von heute auf morgen aus dem Boden stampfen. Man muß zunächst damit beginnen, die Bedürftigen so zu versorgen. Die heutigen finanziellen Sozialleistungen sind ohnehin nicht dauerhaft finanzierbar. Man wird zwangsläufig irgendwann die Sozialleistungen nach und nach auf materielle Güter umstellen müssen. Anderenfalls muß man die Sozialfälle in Zukunft einfach ihrem Schicksal überlassen - dann wären wir bei der ersten Variante.

Das jetzige System ist jedenfalls im heutigen Umfang nicht dauerhaft zu halten. Das ist eine Tatsache, der wir uns stellen müssen.

Freundliche Grüße
von Garfield


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