Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Rechnen wir mal kurz

Garfield, Friday, 29.07.2005, 12:19 (vor 7049 Tagen) @ VWL-Experte

Als Antwort auf: Re: Rechnen wir mal kurz von VWL-Experte am 28. Juli 2005 17:35:

Hallo VWL-Experte!

"Aber ich glaub schon, dass die Preise auch wieder fallen."

Ja, das müssen sie zwangsläufig. Zwar kann man durch Kredite durchaus mehr ausgeben als man verdient, aber dauerhaft läßt sich sowas nicht halten. Und je weniger man verdient, umso schwieriger bekommt man einen Kredit.

Da nun aber ohne Kredit niemand mehr ausgeben kann, als er einnimmt, müssen sich die Lebenshaltungskosten zwangsläufig an die sinkenden Einkommen anpassen.

Das Problem besteht nur darin, daß die Lebenshaltungskosten sehr viel langsamer sinken als die Einkommen. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt macht das möglich.

In bestimmten Bereichen werden die Lebenshaltungskosten durch Monopole oder Oligopole sogar weiter hoch gedrückt - z.B. bei Strom, Gas, Öl, Benzin... Das verschärft den Kostendruck für die übrige Wirtschaft noch. Besonders bekommen das die Unternehmen zu spüren, die noch keine Monopol- oder Oligopol-Stellung erreicht haben. Da sparen die Konsumenten die an anderer Stelle erhöhten Kosten nämlich wieder ein.

Das bewirkt dann aber auch, daß immer mehr dieser Unternehmen durch den Konsumrückgang pleite gehen. Und je mehr Unternehmen vom Markt verschwinden, umso eher bilden sich in immer neuen Branchen Monopole und Oligopole, die dann auch wieder Preise hochdrücken oder zumindest stabil halten können.

Dann kann man bald nur noch durch massiven Konsumverzicht die Einkommensverluste ausgleichen. Das trifft dann zuerst die Hersteller von Luxusgütern. Einige von ihnen werden sich auf sehr reiche Kunden konzentrieren, von denen es aber nur wenige gibt. Die Masse dieser Unternehmen wird also ebenfalls pleite gehen oder aber vom deutschen Markt verschwinden.

Das alles erzeugt dann weitere Erwerbslose und verschärft den Kostendruck weiter. Irgendwann sind immer mehr Verbraucher dann soweit, daß sie auch mit größter Sparsamkeit und Nebenjob am Wochenende ihre puren Lebenshaltungskosten nicht mehr decken können. Dann können sie also auch nicht mehr arbeiten, jedenfalls nicht mehr legal. Die einzigen Auswege sind dann Schwarzarbeit oder kriminelle Aktivitäten. Beides trägt auch nicht dazu bei, die Gesamtsituation zu verbessern.

Und dann kommt noch etwas dazu: Je weiter die Einkommen und mit ihnen langsam auch die Preise sinken, umso weniger Steuern nimmt der Staat ein. Die zunehmende Erwerbslosigkeit ist dann also immer schwieriger finanzierbar, die Erwerbstätigen werden immer stärker durch Steuern und Abgaben belastet, ihre Realeinkommen sinken also noch schneller, und das beschleunigt die Abwärtsentwicklung noch.

Tja, natürlich könnten auch unsere Spitzenpolitiker auf einen Teil ihrer Privilegien verzichten, und die Großunternehmen auf einen Teil ihres Profits. So könnte man die Steuerlast und die Lebenshaltungskosten senken und die Lage etwas entspannen. Aber das wollen sie natürlich nicht. Der Gürtel soll zwar enger geschnallt werden - aber bitteschön nur bei anderen.

Freundliche Grüße
von Garfield


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