Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Rechnen wir mal kurz

Garfield, Tuesday, 26.07.2005, 16:35 (vor 7196 Tagen) @ carlos

Als Antwort auf: Re: Rechnen wir mal kurz von carlos am 25. Juli 2005 15:30:

Hallo Carlos!

Du hast ja durchaus recht. Aber ein großes Teil des Puzzles übersiehst du, nämlich den Anteil, den unsere Wirtschaftslenker an den bestehenden Problemen haben.

Es sind nämlich nicht Gewerkschaften, die Löhne drücken und Personal entlassen, und auch nicht der Staat. Das tun die Bosse in den Chefetagen der Wirtschaft, auf daß die Profite immer weiter wachsen.

Wenn Deutschland durch die angeblich so hohen Lohnkosten nicht konkurrenzfähig ist - wie erklärst du dir dann, daß die deutschen Exporte nach wie vor gut laufen? Und wenn die angeblich so hohen Lohnkosten der Grund für den Personalabbau sind - wie erklärst du dir dann, daß keineswegs nur Unternehmen, die Verluste einfahren, Personal entlassen, sondern daß auch viele der Unternehmen, die jährlich neue Rekord-Gewinne melden, immer mehr Personal abbauen?

Tatsächlich sind die Unternehmensgewinne immer stärker gestiegen als die Löhne und Gehälter.

Außerdem profitiert die deutsche Wirtschaft ja auch sehr vom hohen Qualifikationsniveau und von der guten Infrastruktur hierzulande. Dafür wird viel Geld investiert - Steuergeld selbstverständlich. Auch das sorgt mit dafür, daß die Steuern- und Abgabenlast in Deutschland so hoch ist. Merkwürdigerweise habe ich seitens der Wirtschaft noch keine Forderungen nach Senkung der Ausgaben für Ausbildung und Infrastruktur gehört.

Und wenn du wissen möchtest, wie es ohne Tarifverträge und Gewerkschaften läuft, dann brauchst du nur in die neuen Bundesländer fahren. Die Masse der kleinen und mittleren Unternehmen hat dort noch niemals Tariflöhne gezahlt. Da werden teilweise auch schon Krankheitstage auf den Urlaub angerechnet. Und von Weihnachts- und Urlaubsgeld können viele Beschäftigte dort nur träumen. Es ist auch durchaus nicht selten, daß man noch nicht mal einen Arbeitsvertrag bekommt, wenn man irgendwo eingestellt wird. Eigentlich müßte dort doch schon längst ein gewaltiger Boom ausgebrochen sein - nur offensichtlich funktioniert das nicht. Wie erklärst du dir das?

Wenn viele Ostdeutsche PDS oder WASG wählen, dann hängt das kaum mit der DDR-Vergangenheit zusammen, sondern vor allem mit der dort real existierenden neoliberalen Gegenwart.

Freundliche Grüße
von Garfield


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